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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 355
(PDF, 145 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2002/0355
Der Freskenzyklus des Prälaienturms im ehemaligen Kloster Gengenbach

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5 Die Wandgemälde des Freskenzyklus befinden sich im I. Obergeschoss. Auch im
II. Obergeschoss werden ehemalige Wandfresken vermutet, von denen jedoch keine
Befunde mehr gemacht werden konnten. Im Kuppelraum des III. Obergeschosses
wurden blaue Farbfragmente einer ehemaligen gemalten Himmelskuppel festgestellt.
In der Grottenkapelle des Erdgeschosses befindet sich eine gut erhaltene Rosettenmalerei
mit dem Auge Gottes in der Deckenmitte, sowie im Randbereich der Decke
fragmentarisch vegetale Malerei. Vergleiche auch meine Ausführungen zum restaurierten
Prälatenturm. In: Gengenbacher Blätter 2001, 11-13 und Osterpfarrbrief
Gengenbach 2002, 5-7

6 Die Wandmalereien wurden gereinigt und konservatorisch behandelt. Zur Integration
der Fehlstellen sowie Bereichen mit stark reduzierter Farbschicht, wurde eine Retusche
in so genannter Tratteggio-Technik (Strichretusche) angewendet. Diese Art der Retusche
hat den Vorteil, dass sie aus der Nähe eine Unterscheidung zwischen Originalbestand
und Retusche ermöglicht, aus der Entfernung normaler Bildbetrachtung jedoch
einen geschlossenen Eindruck vermittelt. Die Retusche ist durch ihre offene Struktur
transparent bezüglich weiterer Untersuchungen kunsthistorischer und technischer Art
an den Gemälden. Alle restauratorischen und handwerklichen Maßnahmen seit 1995
wurden in einem ausführlichen Bericht dokumentiert, welcher im Pfarrarchiv Gengenbach
hinterlegt ist

7 Zwei Beispiele aus historischen Emblemataverzeichnissen mit Stichvorlagen und Begleittext
sind (übersetzt aus dem Lateinischen): „Auch vom Haus hält man überall die
Winde durch verriegelte Türen und geschlossene Fenster ab. Die Ohren und die Augen
aber sind es, die man dem Satan überall als verschlossene Türen entgegensetzen sollte
." (Theodorus Beza, Icones...Emblemata vocant, 1580); oder auch (übersetzt aus dem
Spanischen): „Äußerliche Tugend: Ein übler und gemeiner Mensch erbaute einige
Wohnhäuser dem Brauche nach und schrieb über ihre Türen: Böses hat keinen Einlaß.
Diogenes, der solches sah, bemerkte: Wo tritt der Herr ins Haus? - Ein Heuchler ist,
wer das verbirgt, was er noch nicht gezeigt hat." (Hernando de Soto, Emblemas. 1599):
beide in: Henkel, Arthur und Schöne. Albrecht: Emblemata. Handbuch zur Sinnbildkunst
des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Stuttgart 1967

8 Angrenzend an die noch vorhandene, ehemals als Abort genutzte Wandnische auf der
Südseite des Raumes wurde ein Malereifragment mit der Darstellung eines scheinarchitektonischen
Fensters in einer illusionistischen Nischenkonstruktion freigelegt.
Die Nischenkonstruktion setzte sich ursprünglich auf einer die Abortnische verbergenden
Türe (Blindtüre) fort. Die gesamte Situation wurde im Zuge der Restaurierung des
Raumes anhand der Befunde rekonstruiert

9 Hauptsächliche Schadensquellen bezüglich der Wandgemälde waren die starke Durchfeuchtung
des Mauerwerks aufgrund der defekten Dachkonstruktion, sowie mechanische
Einwirkungen und deren Ausbesserung. Die hohe Feuchtebelastung führte einerseits
zu dem Schadensbild des Bindemittelabbaus in der Malschicht, was hohen Substanzverlust
im Gemäldebereich, aber auch im umliegenden Dekorationssystem bedeutete
. Andererseits bewirkte der kontinuierliche Feuchtigkeitseintrag partiell die Bildung
einer Patina aus Oxalaten sowie Sinterschichten aus Kalksinter und vermutlich
Gips auf Gemälde und Dekorationen, was durch eine Verbräunung und Aufsättigung
des Farbeindrucks sowie oberflächliche weißliche Schleier sichtbar wurde. Die durch
mechanische Einwirkungen entstandenen Putzausbrüche wurden teilweise auf die
Applikation von Gegenständen an der Wand zurückgeführt. Die Ausbesserungen aus
zement- und gipshaltigem Mörtel waren aufgrund ihres Salzgehalts schädlich für die
Wandmalereien


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