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Hehmith Lehmann
Die Witwe bestand weiter auf einer pauschalen Abfindung von 8000
Gulden, aber man war der Meinung, „daß wir die dermaligen Verhältnisse
der Erblehenberechtigten für Einziehung des Erblehen besonders günstig
halten und der Ansicht sind, daß die Ablösung gelingen, wenn von Seiten
der Staatskasse eine annehmbare Summe geboten wird". Falls die Verhandlungen
nicht zum Ziele führen, schlägt das Bezirksamt vor, eine neue
Belehnung eines der erbberechtigten Kinder vorzunehmen.86
Zur Ermittlung einer gerechten Entschädigungssumme des Erblehens
wurde eine umfangreiche Berechnung durch Sachverständige zusammengestellt
.87
Nach einem Gespräch mit dem Lehenträger ist man übereingekommen,
dass man der Familie Frank entgegenkommt und den vorgeschlagenen Betrag
von 3000 Gulden auf 3600 Gulden erhöht und den jährlichen Canon
von zehn Gulden, als auch die Leistung der jährlichen Entschädigung an
die Lehenträger für einen Wagen Heu und vier Klafter Buchenholz in Höhe
von 200 Gulden, werden noch zusätzlich mit Wirkung vom 1. Dezember
1867 ausbezahlt.88
Nach dem Einverständnis der Lehenträger konnte der Ablösungsvertrag
am 12. Februar 1870 abgeschlossen werden und der Betrag von 3800 Gulden
an die Erbberechtigten ausbezahlt werden.
Mit der Aufhebung des Erblehenvertrages für die Wasenmeisterei wurde
die Tierkadaververwertung in staatliche Regie genommen und so war auch
diese Berufsgruppe in ihrer mittelalterlichen Struktur aufgehoben. Die Witwe
Friedrich Ferdinand Franks, Karoline Albertine, geb. Heist, lebte noch
bis zu ihrem Tod am 19. Mai 1881 in Lahr in diesem Haus in der Schützenstraße
41, heute Schützenstraße 25. Der älteste Sohn Karl Friedrich
Frank war Kaufmann in Lyon, Ferdinand Frank und Alfred Gustav Frank
lassen sich in Lahr nicht weiter nachweisen.
Zur Wasenmeisterei gehörte noch das „Wasenhäusle" am Ende der beiden
Eisweiher im Ernet, von den Lahrern „Knochenhiisli" oder „Beiner-
hiisli" genannt. Es blieb im Besitz der Stadt und wurde nach dem 2. Weltkrieg
noch benutzt als Stallung für Hasen und verschwand mit der Auffüllung
und Bebauung der Eisweiher.
Nach dem Tod der Karoline Albertine Frank wurde das Anwesen 1895
verkauft an die Handelsleute Jacob Schnurmann, Elias Sohn und Jacob
Schnurmann, Samuels Sohn aus Schmieheim.89
Karl Friedrich Frank, der zweite Sohn des letzten herrschaftlichen
Nachrichters und Tierarztes Karl Friedrich Frank und seiner Ehefrau Caroline
Dorothea Link, geb. am 19.6.1822, war Wein- und Branntweinhändler
und gründete 1855 die Essigwerke Friedrich Frank A.G., später umbenannt
in die Badische Essigwerke A.G. vorm. Fr. Frank A.G. Durch die Vergrößerung
der Firma war Karl Friedrich Frank gezwungen, die Häuser in der
Nachbarschaft aufzukaufen. 1855 kaufte er das Haus Nr. 182 in der Rap-
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