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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 423
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Die Scharfrichter und Wasenmeister zu Kork

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Großholtz, der bis 1824 in Kork sein Amt ausgeübt hatte. Nach dem
Reichsseuchengesetz von 1880 schlössen jetzt die einzelnen Gemeinden
einen Vertrag mit dem Wasenmeister; die Anordnungen des Innenministeriums
gingen nicht mehr an die früheren Erblehensträger, sondern an die
Gemeinden, die für den Wasen verantwortlich waren. Da es in Kork keine
Abdeckerei mehr gab, schloss die Gemeinde 1884 einen Vertrag mit Wasenmeister
Friedrich Großholtz ab, der auf Legelshurster Gemarkung vor
dem Lehrwald einen Wasen mit Schinderhütte angelegt hatte. Der Abdecker
musste nach dem neuen Gesetz sämtliche kranken Tiere mit einem
Karren holen, der mit Zinkblech ausgeschlagen war, damit keine Eingeweide
, Exkremente oder Blut auf die Straße fielen. Der Transport musste
bei Dunkelheit geschehen, um eine Ansteckung anderer Tiere zu vermeiden
, die bei Tag auf der Straße waren. Anschließend hatte der Wasenmeister
die Aufgabe, die Ställe zu desinfizieren, in denen sich die kranken Tiere
befunden hatten. Die toten Tiere wurden in Kalkbeize gelegt und verlocht.
Großholtz bekam für das Abholen von an Milzbrand eingegangenen Rindern
mit Verlochung und Desinfektion der Transportmittel 10M, für ein
Pferd 8 M und für einen Hund 3 M. Aber mehr noch brachten dem Wasenmeister
die Felle der Tiere ein, die er gereinigt und gesalzen an die Gerberei
in Kork verkaufte. Sehr begehrt war das Kammfett der Pferde, das die
Leute als Lederfett benutzten.17

Da Großholtz durch seineTätigkeit viel über Anatomie und Krankheiten
der Tiere wusste, wurde er von den Bauern oft zur Behandlung von kranken
Tieren geholt. Seit der Einführung des Reichsseuchengesetzes 1880
machten die Veterinärbehörden strenge Hygienekontrollen auf dem Wasenplatz
, um eine Verbreitung von Milzbrand und Maul- und Klauenseuche zu
verhindern.

Das Haus des Scharfrichters in der „Krattengasse"

Schon im 19. Jahrhundert nannte man die Dorfstraße, die von der evangelischen
Kirche zur Gürrelsbrücke führt, die Krattengasse.

Viele Besucher bewundern in der Andreas-Kratt-Straße18 das schöne
Fachwerkhaus, aber kaum jemand kann mit dem Namen Kratt etwas verbinden
.

Der erste nachweisbare Besitzer des Hauses war 1704 der Scharfrichter
und Wasenmeister Hanß Jakob Lori.19 Nach Lori und seinem Sohn, der
den gleichen Vornamen trug, wurde der Scharfrichter Friedrich Großholtz
der neue Besitzer. Sein Sohn Adolf Großholtz nahm 1810 von der Kirchen-
schaffnei ein Darlehen von 190 Gulden auf und machte auch sonst noch
Schulden, so dass sein Haus, die Grundstücke und das herrschaftliche
Erblehen versteigert wurden. Friedrich, der Sohn von Adolf Großholtz,
versuchte das Anwesen mit allen Rechten zu erhalten.


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