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Die Scharfrichter und Wasenmeister z,u Kork
All
mit Gewehr aus andern Orten hinstellen ließ und mit den Ortsvorgesetzten
einen Krays geschloßen, in welchen der Wagen geführt wurde. Der Stiedel
wurde herabgehoben und mit gewöhnlichen Ceremonien gebunden, aufgehängt
und sittlich erdroßelt. Während der Zeit daß man das Urtheil von
Darmstadt erwartete, reiste des Stiedels Schwager, Schwanenwirth Schaaf
von Sundheim nach Darmstadt, um eine Verminderung der Strafe zu solli-
citiren. Als er zurückkam, ging er gleich zu dem Stiedel in den Thurm. Der
Stiedel war ganz munter, deswegen vermuthete man, daß er sich Hoffnung
machte, Gnade zu bekommen. Seine Bekehrung war also lauter Verstellung
, die Hl. Geistl. hörten endlich selbst in des Pfrimmers Haus von einer
Pardon, die erst am Hochgericht eintreffen würde; deswegen sah man an
allem, daß etwas vorgeht und alle Geberden des Stiedels verriethen Verstellung
. Viele glaubten bis ans Hochgericht an Pardon, als aber der Stiedel
erdroßelt wurde, verschwand die eitle Meinung! Nein solche Verbrechen
müßten bestraft werden. Und die so dem Stiedel Hoffnung gemacht,
können sich vorwerfen, daß derselbe sich nicht ernstlich bekehrt hat, denn
er sah gut aus. Die Ermordete hat drei uneheliche Kinder hinterlaßen, welche
nun ganz außer Stand sind, sich zu ernähren. Es wurde diesen Kindern
viel gesteuert.
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