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Ludwig Uibel
1. Eine 1-2-jährige Lernzeit als Lotsengehilfe bei einem Lehrlotsen.
2. Das Bestehen einer Prüfung mit erhöhten Anforderungen.
3. Eine lange Dienstzeit als Steuermann.
Das Lotsenpatent gilt (1956) nur für die Rheinstrecke von Basel bis Mannheim
-Ludwigshafen.
Die Annahme eines Lotsen durch einen Schiffsführer ist in jedem Falle
freiwillig.
Damit war die Rheinschifffahrt wieder bei drei Steuermannsklassen angelangt
(Lotsenpatent, Großes Patent, Kleines Patent), wie sie die Freistetter
Steuermannsordnung (1. Steuermann, 2. Steuermann, 3. Steuermann) bereits
im Jahre 1816 vorgesehen hatte und praktizierte.
[~3~ Der Rheineinbruch von 1813 bei Graueisbaum1
Im 14. Jahrhundert schuf sich das unterelsässische Adelsgeschlecht der
Lichtenberger ein souveränes Territorium, das sich mit den Amtern Lichtenau
und Willstätt auch auf rechtsrheinisches Gebiet erstreckte. Zur Verbindung
der durch den Rhein getrennten Landesteile richteten die Landesherren
in der Nähe der Amtsstadt Lichtenau eine Fähre ein. Die Fährleute
sollten ihre Unterkünfte unter den Augen des Lichtenauer Amtmanns auf
der rechten Rheinseite errichten. Das war die Geburtsstunde von Grauels-
baum. Die kleine Siedlung umfasste entsprechend der Zahl der Fährleute
nur eine kleine Zahl von Haushaltungen. Sie war nie als selbständiges Dorf
geplant. Ihre Einwohner waren Bürger von Scherzheim. Erst bei der Lich-
tenau-Scherzheimer Allmendteilung im Jahre 1773 wurde Graueisbaum als
selbständiges Dorf etabliert. Der Dorfname „Graueisbaum" war bei den
umliegenden Gemeinden noch in der Jugendzeit des Verfassers nicht populär
. Man fuhr ins „Fahr" zu den „Fahrmern". Der Beruf der Gründerväter
wurde zum Ortsnamen. Die Bezeichnung „Graueisbaum" hatte nur amtlichen
, aber keinen volkstümlichen Charakter.
Wenn sich im Lauf der Jahrhunderte die Zahl der Haushaltungen auf
über 20 vermehrte, so ging das zu Lasten der Lebensqualität aller Einwohner
. In einer Zeit, in der die Selbstversorgung aus der eigenen Scholle eine
unabdingbare Voraussetzung der Existenz war, drohte den Siedlern am
Rheinufer immer wieder der Verlust des Landes als Ernährungsbasis. Der
labile Rheinstrom riss dieses Land immer wieder weg. Bei sechs Haushai-
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