Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 582
(PDF, 145 MB)
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Gerhard Finkheiner

kannt. Innerhalb einer Woche starb mein zweiter Bruder. Ihr Tod berührte
mich tief und stellte mir viele Fragen. Mussten sie sterben? Wusste unser
Doktor alles, was wir wissen können? Oder sollten wir mehr lernen, um
ein paar Menschen mehr retten zu können? Ich begann nachzudenken!

Natürlich war da auch noch meine Mutter. Ich verehrte sie, und sie hatte
Tuberkulose. Doktor Schmid kam sehr oft, um nach ihr zu sehen, teilweise
auch, weil er den Most meines Vaters liebte. Doch er untersuchte sie,
tat, was er konnte und war immer freundlich. Ich weiß nun, dass niemand
in jenen Tagen etwas über Tuberkulose wusste. Es war eine Geißel Gottes;
nichts konnte getan werden. Deshalb sagte Doktor Schmid nie etwas, was
ein Arzt heute sagen würde: Frau Weber, Sie können gesund werden! Oder
wenigstens: Die Krankheit kann gestoppt werden. Doch Sie brauchen Ruhe
, gutes Wasser, frische Luft, Sonnenschein und nahrhaftes Essen. Vor allen
Dingen aber Ruhe! Sie wussten nichts und wir wussten auch nichts.
Niemand wusste etwas. Ich fühle, dass wir sie vielleicht hätten retten können
, wenn wir die richtige Behandlung gewusst hätten! Dann würde sie
vielleicht heute noch leben wie mein Vater. "

Im Innern des Jungen brannte ein wildes Feuer. Er hatte großes Mitleid
und einen ebenso großen Vorsatz. Seine Brüder und seine Mutter mussten
sterben, aber vielleicht könnte das Leben anderer Menschen gerettet werden
! Er wollte lernen, wie man sie rettet. Und so entschloss er sich zum
ersten Schritt, welcher schließlich auch dazu führte, seine Brüder und
Schwestern aus den Bergen wegzuführen zu dieser wichtigen Arbeit.

For two years George Weber taught in the district
where he had been a pupil

Der erste Schritt war, eine gute schulische Ausbildung anzustreben. Seine
Schulbildung war weder gut noch schlecht. Die Schulzeit in der Bezirksschule
dauerte nie länger als fünf Monate im Jahr. Sehr oft konnte er nicht
zur Schule gehen. Doch er lernte sehr schnell; er nahm sich vor, Lehrer zu
werden.

Zur Vorbereitung ging er zu einer 60 Meilen entfernt gelegenen Akademie
in Princeton. Nach zwei Semestern bekam er ein Lehrer-Zertifikat.
Zwei Jahre lang unterrichtete er im Bezirk, wo er früher die Schule besucht
hatte. Im ersten Jahr erhielt er 25 Dollar im Monat. 30 Dollar im zweiten
Jahr und das fünf Monate im Jahr. Wer hätte ihm eine Chance für seine Zukunft
gegeben oder gedacht, dass er einmal als Mitglied in das „Amerikanische
College of Surgeons" aufgenommen werden würde? Das war weit,
weit weg.


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