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Die heimischen Holzarten in ihrer Verwendung
auf dem Bauernhof
Berthold Breithaupt
Sehr geehrter Herr Landrat, Herr Bürgermeister,
meine Damen und Herren!
Als Sie, Frau Holzförster, mich vor einiger Zeit gefragt haben, ob ich bei
der Eröffnungsveranstaltung zur „Offenen Gartentür" etwas über die heimischen
Holzarten in ihrer Verwendung auf dem Bauernhof sagen könnte,
dachte ich: warum denn nicht? Denn erstens bin ich hier in Gutach zwischen
den Wäldern und den Obstbäumen geboren, zweitens hatte ich seit
meiner frühesten Kindheit engsten Kontakt zum Bauernhof, zur Land- und
Forstwirtschaft und drittens habe ich das Handwerk des Zimmermanns erlernt
. Also dachte ich, das Thema Holz dürfte kein Problem sein. Deshalb
gab ich Ihnen, Frau Holzförster, damals spontan meine Zusage.
Je mehr ich mich aber mit diesem Thema beschäftigt habe, desto mehr
Holzarten sind mir aufgefallen, die alle auf ihre bewährte Weise von den
Menschen auf den Bauernhöfen genutzt worden sind.
Die Bäume, die Sträucher und Hecken mit ihren Früchten und ihrem
Holz waren für die Menschen auf ihrem langen Weg durch die Geschichte
schon immer ein guter Begleiter und ein wichtiger Rohstoff:
Der Gletschermann „Ötzi", der vor ca. 5300 Jahren gelebt hat und 1991
im oberen Ötztal gefunden wurde, gibt uns einen Einblick in seine Zeit.
Bei ihm wurden Holzgegenstände aus 17 verschiedenen Holzarten gefunden
. So wurde z.B. aus Eibenholz sein Bogen und sein Beilholm hergestellt
, und seine Pfeilschäfte waren vom Hartriegel und Schneeballstrauch.
Eibe, Schneeball und Hartriegel wachsen auch heute in unserem Museum.
1917 registrierte der Volkskundler Josef Blau im Hauswesen eines armen
Waldbauern nicht weniger als 27 verschiedene Holzarten, die alle je
nach ihren Eigenschaften für den passenden Gebrauch ausgewählt worden
waren.
Man sieht an diesen beiden Beispielen, dass die Menschen in früheren
Zeiten ein sehr umfangreiches Wissen, zum Teil hoch differenziertes Erfahrungswissen
, über den Rohstoff Holz hatten.
* Vortrag anlasslich der Eröffnungsveranstaltung zur „Offenen Gartentür 2001 im Ortenau-
kreis" am 25. April 2001 im Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof
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