Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 654
(PDF, 145 MB)
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Erwin Fischer

mer gelang so ein Musterstück auf Anhieb, Genauigkeit und Ausdauer waren
dafür notwendig.

Durch die hier gelernte Fertigkeit konnte ich mithilfe eines Nagels auf
dem Acker einen zerrissenen Hanfstrang zusammenspleißen. Meine Mutter
war über diese „Soforthilfe" erstaunt. Über das Gelingen dieser Reparatur
auf dem Feld war ich innerlich ein wenig stolz.

Vor dem Fliegen war zu Hause eine große Hürde zu überwinden. Mein
Vater musste dazu die dafür notwendige „Verzichtserklärung" unterschreiben
. Das bedeutete bei einem Flugunfall, dass jeder Anspruch gegenüber
dem Staat ausgeschlossen war.

Jeden Sonntag war bei guter Witterung Flugdienst in Rastatt in der Bal-
denau. In laufschrittartigem Tempo wurde die Maschine von der Halle am
Bahnhof zum Fluggelände gefahren.

Nach dem Zusammenbau der SG 38, einem Schulflugzeug, das auch eine
unsanfte Landung aushalten konnte, machte Fluglehrer Schröder immer
den ersten Probeflug. Jedem Start voraus gingen die Kommandos des Fluglehrers
: Haltemannschaft fertig! Startmannschaft fertig! ausziehen! laufen!
Beim letzten Kommando: Los, gab die Haltemannschaft das Flugzeug frei.

Bis zum Ausklinken des dicken Gummiseiles stieg das Flugzeug steil
nach oben. Die Maschine musste mit dem Steuerknüppel waagrecht gehalten
werden und sollte zur Landung leicht aufsetzen.

Bis zur A-Prüfung waren fast 60 solcher kleinen Flüge von kurzer Dauer
vorgeschrieben, um sich die notwendige Sicherheit anzueignen. Jeder Start
wurde in ein Flugbuch eingetragen, das Flugverhalten und jeder Fehler wurden
hier vermerkt. In der Heimschule Lender nahm die Acherner Fluggruppe
an einem „Funklehrgang" teil. Hier wurde an Morseapparaten geübt,
um mit Morse- zeichen Texte zu übermitteln. Der internationale Hilferuf:
SOS sah in Morsebuchstaben mit Punkten und Strichen so aus: ...___...

Mit Spaß und Eifer war ich bei der Sache, zu Hause übte ich mit meiner
jüngeren Schwester. Diese gab mit dem Gleichton der Handorgel die Buchstaben
in Morsezeichen, die ich dann in Buchstaben schreiben musste.

Wir wechselten diese Übungen miteinander ab, zum Schluss konnte
meine Schwester die Texte schneller schreiben als ich.

Die bekannten Flugzeugtypen der Luftwaffe und der Gegner waren jedem
Flugschüler bekannt. Auch die Bedeutung von Abkürzungen für den
Flugverkehr wurde gelernt. Die Abkürzung QBI bedeutete: Schlechtwettervorschriften
treten in Kraft.

Die Flugbegeisterung und die Lernfreudigkeit von uns jungen Menschen
wurde, ohne dass wir es voll begriffen, als vormilitärische Ausbildung
für den Fliegernachwuchs verwendet. Für einen Fluglehrgang war
man dann schon lange vorher angemeldet.

Mein Termin traf mit der geplanten Kriegstrauung meiner Schwester zusammen
. Ein Tag vor Lehrgangsbeginn war mein künftiger, sympathischer


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