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Die Kriegsfaust über Euenheim
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chen werden noch nicht bearbeitet). Sperrzeit allgemein für Baden - Franz.
Zone - 22 Uhr bis 5 Uhr. Die deutschen Kriegsgefangenen im RAD-Lager
werden abtransportiert.
1. November, Allerheiligen: Aufruf zur Kleidersammlung für die deutschen
Kriegsgefangenen in Frankreich.
VI. Die Gemeinde
Nachdem der vom Volk zwar nicht gewählte, aber von der Obrigkeit des
damaligen Systems eingesetzte Bürgermeister sich unsichtbar gemacht hatte
(warum bei gutem Gewissen?), hatte der kommissarisch mit der Versehung
der Bürgermeistergeschäfte betreute Stadtrechner Stork den ersten
Ansturm auszuhalten. Ihm stand treu zur Seite der Ratsdiener Hoch. Herr
Stork und Herr Hoch waren die einzigen Personen auf dem Rathaus, als
die Franzosen, schwer bewaffnet, vom Rathaus Besitz ergriffen. Herr Stork
führte die Bürgermeistergeschäfte bis 1. Juli 1945 und wurde dann auf seinen
Wunsch von Herrn Prokurist Adler abgelöst, der bis 1. September
1945 tätig war, um sodann auf seinen Wunsch aus gesundheitlichen Gründen
(schwere Kriegsverletzung) durch Herrn Steinmeyer ersetzt zu werden,
der heute noch als Bürgermeister tätig ist.
Mit der Besetzung waren sämtliche Gemeinderatskollegien aufgelöst
worden. Der Bürgermeister war der Besatzungsmacht gegenüber allein
verantwortlich. Ihm traten jedoch, ohne Stimmrecht, Berater zur Seite. Als
solche wurden für Ettenheim bestimmt:
a) Herr Emil Adler, Prokurist; b) Herr Hermann Brossmer, Gärtnermeister
; c) Herr Adolf Furtwängler, Sägereiarbeiter; d) Herr Hermann Furt-
wängler, Holzarbeiter; e) Herr Wilhelm Griesbaum, Landwirt; f) Herr Stefan
Moser, Landwirt (Ettenheimweiler); g) Herr Alexander Nicklas, Kaufmann
, zugleich Bürgermeister-Stellvertreter; h) Herr Walter Schepper, Mechaniker
.
Herr Walter Schepper schied im Juni, Herr Stefan Moser im Oktober
aus.
Bis jetzt wurden, um zum Schluss auch dieses traurigste Kapitel des
Krieges zu berühren, in der Stadt Ettenheim 136 Gefallene und 58 Ver-
misste gezählt, zusammen rund 6,5 % der gesamten Einwohnerschaft. In
die Heimat zurückgekehrt sind 211 Kriegsgefangene. Zurückerwartet werden
noch 234.
* * *
Damit schließt die Kriegschronik, die eines der schlimmsten Kapitel in
der Geschichte Euenheims beschreibt. Immerhin, die Stadt erlitt nicht ein
zweites Mal das Schicksal der völligen Zerstörung, wie es ihr während
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