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Mitteilungen
701
Hausach - ein historischer Streifzug
durch das Jahr 1951
Immer noch mehr Flüchtlinge!
Mit der einschneidenden Währungsreform (1948) besserte sich nach und
nach die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln. Die Hungerjahre
waren überstanden! Doch nach wie vor drückte die Wohnungsnot auch
1951 noch die Menschen in der Stadt und im Tal. Um neuen Wohnraum zu
schaffen, mühten sich die Stadtverwaltung und eine „Wohnungskommission
", um auch noch das letzte Ecklein an Unterkunft zu finden. Im Rahmen
eines Länderausgleichs wurden den Gemeinden auch fünf Jahre nach
Kriegsende und der Vertreibung aus der angestammten Heimat im Osten
Flüchtlinge aus anderen Bundesländern zugewiesen. Da wurden dann
kurzfristig die Bürgermeister benachrichtigt, dass wieder ein „Umsiedlertransport
" aus Schleswig-Holstein auf dem Hausacher Bahnhof ankommen
werde und die Flüchtlinge samt ihren Habseligkeiten mit einem LKW abzuholen
seien.
Eine Hausach zugewiesene Familie brachte Folgendes in einem Güterwagen
mitgeführte Umzugsgut mit: „1 Bettstelle, 1 Tisch, 2 Stühle, 1 Matratze
, 3 Decken, 3 Federbetten, 1 Fahrrad, 4 Gepäckstücke, 10 Zentner
Holz und 5 Zentner Lebensmittelvorräte". Im Hechtsberger Forsthaus bei
der Familie Kern fanden die Ankömmlinge Unterkunft. Nicht immer konnte
die Stadtverwaltung die ihnen im Rahmen des von oben festgelegten
Kontingentes zugeteilten Flüchtlinge gleich in Wohnungen unterbringen,
sondern mussten sie zunächst in ein Gasthaus schicken.
Verständlich, wenn es wegen den mangelhaften Wohnverhältnissen immer
wieder zu Reibereien zwischen den Neubürgern und den Einheimischen
kam. So beschwerte sich einmal eine Flüchtlingsfrau auf dem Rathaus
, dass in ihrem Zimmer die Schwaben (Ungeziefer) hausen. Verärgert
wurde mit Bleistift unter den Beschwerdebrief gesetzt: „Schwaben sind
nicht schlimmer als Preußen".
Eine „Interessengemeinschaft der Heimatvertriebenen Deutschen in Baden
Ortsverband Hausach", der 1951 Herwarth Reif vorstand, vertrat die
Belange der Flüchtlinge. Wer einen „Flüchtlingsausweis" besaß, erhielt so
manche Unterstützung des Staates, vor allem finanzielle Mittel im Rahmen
des „Lastenausgleichs", eine Zuwendung, weil die Vertriebenen im Gegensatz
zu den Einheimischen Hab und Gut verloren hatten. Als die Stadt verdächtigt
wurde, dass sie zu wenig für die Besserung der Wohnverhältnisse
unternehme, konnte Bürgermeister Eugen Heizmann entkräftigend mitteilen
: „Die Stadt hat innerhalb des letzten halben Jahres 23 Flüchtlingsfamilien
in renovierte Altbauwohnungen eingewiesen". Die für die Betreuung
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