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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 124
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Tobias Wöhrle

eigene angespannte Lage ab. Die Kartoffelversorgung sei schwierig, da
man „Neuevakuierte aus Wolfach" aufgenommen habe und auch die Gemeinde
Biberach mitversorge.42

In seinem Bericht an das Erzbischöfliche Ordinariat vom 20. Juli 1945
schrieb der dortige Pfarrer M. Hildebrand über den Juli 1945 in Welschensteinach
: „Doch kaum hatte man etwas ausgeschnaufft, da setzten
Plünderungen und Vergewaltigungen ein. In Steinach waren viele Schwarze
für den Brückenbau eingesetzt worden. Jetzt kamen diese bei Tage wie
bei Nacht und plünderten und schändeten Frauen und Mädchen. Die Vergewaltigungen
hörten seit einiger Zeit auf. Doch die Plünderungen wollen
kein Ende nehmen."43 Aus Steinach sind keine derartigen Übergriffe aktenkundig
. Es gab nur kleinere Auseinandersetzungen die Verpflegung des
Bautrupps betreffend. Was sie verlangten, sei ihnen gegeben worden, um
das Einvernehmen nicht zu stören, allerdings bat der Bürgermeister um
„Verhaltungsmaßnahmen" durch das Landratsamt, da der „verlangende Furier
", der für die Verpflegung Zuständige, erklärt habe, die Gemeinde nun
laufend zur Verpflegung in Anspruch zu nehmen.44

Untergebracht waren die Angehörigen der französischen Besatzungsmacht
zum Teil in Steinacher Gasthäusern, in Schulräumen, aber auch in
vielen Privathäusern, wie z. B. in der Villa des früheren NSDAP-Ortsgruppenleiters
Moser. Soweit keine Bäder vorhanden waren benutzten die Soldaten
die Wanne des Friseurs Ernst Matt.45

Zur Unterbringung von Fahrzeugen der Besatzungstruppen musste die
Gemeinde einen Schuppen errichten lassen. Dieser wurde an Hand von
vorliegenden Rechnungen wohl im Dezember 1945 gebaut. Im Mai 1946
wurde er auf Befehl der Besatzungsmacht, wieder auf Kosten der Gemeinde
, abgebrochen.46 Für bestimmte Arbeiten für die Besatzungsmacht musste
die Gemeinde für Arbeitskräfte sorgen. Männer mussten beim Schuppenbau
helfen oder häufig wurden zum Beispiel auch junge Frauen als Bedienungen
der Soldaten in den Gasthäusern herangezogen.47

Bereits im Laufe der zweiten Jahreshälfte 1945 beruhigte sich die Situation
, das Dorfleben lief weitgehend in den gewohnten Bahnen, wenn durch
den Krieg, die Toten, Vermissten und die noch in Kriegsgefangenschaft
Befindlichen auch vieles anders geworden war.

4. Kriegsgräber auf dem Steinacher Friedhof

„Auf der Gemarkung Steinach befinden sich noch 8 Gräber deutscher
Wehrmachtsangehöriger. Umgebettet, bezw. von den Angehörigen abgeholt
wurden 4 Leichen. Außerdem befinden sich noch das Grab eines verunglückten
französischen Kriegsgefangenen, eines verunglückten Russen
und eines im Eisenbahnzug verstorbenen KZ-Häftlings hier."48


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