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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 191
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Wolfacher Fasnetlieder

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war, wie bereits bei der Aufführung 1836, ein großer Brand ausgebrochen
und so entstand der Aberglaube, immer, wenn dieses „lästerliche" Stück
aufgeführt würde, bräche als Strafe Gottes noch im gleichen Jahre ein
Brand aus.56 Bereits in der „Metzger-Augustschen Chronik"57 von 1895
wird dies berichtet und trug damit zur Verbreitung des Aberglaubens bei,
obwohl doch die ganze Handlung der „Weibermühle" den moralisch guten
Zweck verfolgt, durch Anprangern menschlicher Schwächen und Untugenden
eine Art Besserung zu erreichen.

5. Die Fasnetlieder von Josef Krausbeck

Das Narrenlied von Josef Krausbeck, das auf die Melodie des bekannten
Volksliedes „Ufern Wase grase d'Hase" gesungen wird,58 entstand während
des 2. Weltkrieges. Krausbeck leitete damals als Soldat einer in Immendingen
stationierten Einheit wegen seiner beruflichen Kenntnisse - er
war Textilkaufmann - die Kleiderkammer, die nach längerer Suche nach
einem geeigneten Platz im Ausstellungsraum einer Schreinerwerkstatt
untergebracht wurde. In einem der Schränke dort befanden sich Fasnachtskostüme
nach rheinischem Vorbild („Elferraf'-Kostüme und entsprechende
Kappen). Die Frau des Schreiners bat Krausbeck, diese Kostüme nicht weg
zu werfen, worauf er entgegnete, da könne sie ganz unbesorgt sein, da er
selbst ein „rechter Narro" sei. Durch diesen Zufallsfund wurde er so inspiriert
(„de Narrogeist hot ihn überfalle"), dass er ein paar Gedichte über die
Fasnet schrieb, die er zwischen die Fasnachtskostüme legte. Aus diesen
Gedichten entstand dann das „Narrenlied". Einige Zeit nach dem Krieg
fragte Krausbeck in Immendingen nach, ob sie die Gedichte gefunden hätten
; nach dem Einmarsch der Franzosen, die alles in der Werkstatt durcheinander
geworfen hatten, scheinen sie jedoch verloren gegangen zu sein.

1955 dichtete Krausbeck ein Lied über das „Bettelmaale",59 eine Steinfigur
, die sich früher im Gewölbe des Stadttores befand und nach dessen
Zerstörung 1971 als Bronzeabguss an der Finanzamtsmauer angebracht
wurde,60 und um das sich eine alte Sage rankt:61

Einst kam ein Bettler nach Wolfach und hielt in allen Häusern um ein
Almosen an, wurde aber überall abgewiesen. In seinem Unwillen über die
erlangte Behandlung entblößte er unter dem untern Tor vor seinem Weggange
seine Sitzfläche und kehrte sie mit entsprechender Einladung den
hartherzigen Bürgern zu. Der Graf soll dies von seinem Schloß aus gesehen
haben. Da er wegen verzögerter Ablieferung des Zehnten auch nicht
gut auf die Bürgerschaft zu sprechen war, ließ er das Bild des Bettlers in
oben beschriebenem Aufzuge in Stein meißeln und in einer Ecke des Torgewölbes
anbringen.


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