Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 295
(PDF, 99 MB)
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Lorenz Oken im Spiegel seiner Briefe an den Freund Matthias Keller

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emotionalen Halt gaben, sowie die Aufnahme in den Heitersheimer Kreis
um A. v. Ittner, wo er Anerkennung durch ausgewiesene Persönlichkeiten
und die Liebe Lotte von Ittners fand. Seine Freiburger Jahre von 1800 bis
1804 waren so vielleicht die glücklichsten seines Lebens.

Dagegen waren die Jahre an den Universitäten von Würzburg und Göttingen
bis zur Erlangung einer Professur in Jena im Herbst 1807 wegen
seiner Mittellosigkeit von harter existenzieller Not beherrscht. Sie brachten
ihn an den Rand der Verzweiflung und hätten ihn beinahe gezwungen, seinen
Lebensplan, als Wissenschaftler zu wirken, aufzugeben. Verschärft
wurde die Situation für ihn dadurch, dass er in dieser Zeit keine gleichaltrigen
Freunde um sich hatte und auch seine Bemühungen, mit den bisherigen
Freunden brieflich im Gespräch zu bleiben, ziemlich ins Leere liefen.
- Der äußerst harte Kampf um den beruflichen Aufstieg und damit um die
Erfüllung seiner eigentlichen Berufung hat Oken deutlich geprägt, und
zwar im Positiven wie im Negativen. Dass er sich letztlich durchgesetzt
hatte, obwohl es ihm an Geschick im gesellschaftlichen Verhalten fehlte,
bestärkte ihn in seinem Vertrauen in das eigene Vermögen und in die eigene
Kraft. Andererseits jedoch förderte die Härte dieses Existenzkampfes in
ihm eine Schroffheit, die in Verbindung mit einer cholerischen Veranlagung
ihn in seinem weiteren Leben oftmals in eine unglückliche und
manchmal unnötige Kompromisslosigkeit trieb, die ihm neben Bewunderung
auch Feindschaft einbrachte. - Es fehlte ihm in den Jahren der Persönlichkeitsbildung
wahrscheinlich an Menschen, die ausgleichend auf ihn
hätten wirken können, insbesondere seit dem Tod der Mutter auch an dem
weiblichen Element in seinem Leben.

Okens Briefe an Keller zeigen, dass er ein zuverlässiger Freund war, unermüdlich
in seiner Anteilnahme am Schicksal Matthias Kellers und immer
bereit, sich für diesen Freund mit persönlichen Opfern einzusetzen.

Anmerkungen

1 Breidbach, Olaf u. a (Hrsg.): Lorenz Oken (1779-1851), Weimar 2001. Darin auch eine
ausführliche Bibliographie zu Oken von Thomas Bach/Horst Neuper, 251-288 -
siehe auch: Die Ortenau (72) 1992, Darr, Gerhard: Lorenz Oken, der große Arzt und
Naturwissenschaftler aus Offenburg-Bohlsbach. 201-236.

2 ThULB, Signatur: Ms. Prov. q. HI. Frau Dr. 1. Kratzsch von der ThULB gilt mein Dank
für Ihre Unterstützung und die Bereitstellung von Kopien. - Okens Handschrift ist oft
nur schwer zu entziffern. Erst nach Abschluss meiner Transkription stieß ich in der
Freiburger Universitätsbibliothek im Nachlass von Max Pfannenstiel auf ein Typo-
skript der allermeisten der Briefe Okens an Keller, das er (in den 30er- oder 40er-Jah-
ren) mit seiner Frau angefertigt hat. (Signatur NL 47) Es bot die Möglichkeit interessanter
Vergleiche unserer Enträtselungsversuche.


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