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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 303
(PDF, 99 MB)
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Unbekannte Briefe aus der Zeit der badischen Revolution

303

Gegenstand; auch mich, ich muss es gestehen, verfolgt derselbe Gedanke
schon einige Tage unablässig. Es ist peinlich, schmerzlich, darüber zu
sprechen, aber es muss eben doch sein. Das Schicksal hat uns bestimmt, in
einer unglückseligen Zeitperiode zu leben, einer Untergangs-Periode. Wie
auch die Würfel fallen mögen, es wird in den nächsten Jahren wenig Gutes
für uns blühen. Ich hatte mich eine Zeit lang mit Hoffnungen getragen, die
leider keinen Bestand gewinnen wollen, sondern mehr und mehr verschwinden
.

Vorwürfe habe ich mir kaum zu machen; ich habe stets in allem nach
bester, reinster Überzeugung gehandelt. Hätte ich anders getan, würde ich
meiner Bürgerpflicht nicht genügt haben. Ich weiß auch, dass Ihr alle darin
mit mir einig seid und das beruhigt mich viel. Wir kämpften einen großen
Kampf, einen Kampf um das höchste und edelste, was das Leben hat.
Dieser Kampf wird fortbestehen, fortgeführt werden, bis der Sieg errungen
ist. Er wird zum Heil der Menschheit ausgekämpft werden, so gewiss es ein
höheres Wesen gibt. Ob wir es erleben werden, weiß ich nicht, aber ich
glaube es und hoffe es!

Franz Peter geleitete im Sommer 1850 die Familie seines Bürgermeisteronkels
Franz Josef Peter nach Amerika.45 Als er dort erfuhr, dass seine
Zuchthausstrafe von drei Jahren in eine Gefängnisstrafe von drei Monaten
umgewandelt war, kehrte er über London und Paris zurück nach Achern.
Am 4. Januar 1851, dem letzten der von Helene Peter erhaltenen Briefe,
schrieb sie: Franz ist im Versteckten bei uns gewesen. Er sieht sehr gut aus
und war immer wohl, sowohl auf der Hin- als auf der Rückreise. Seine
Rückreise legte er auf einem Dampfschiff zurück, darum ging es auch so
schnell, aber es war so stürmisch wie auf der Hinreise, eigentlich noch gefährlicher
, da sie Gewitter hatten, Es war gut, daß wir nicht wußten, daß er
auf der See ist, wir glaubten ihn noch in Amerika, als er schon gelandet
hatte. Seine Sehnsucht nach Hause und seiner Familie war nun sehr groß,
deshalb hat er sich nicht lange unterwegs aufhalten wollen.

Du kannst dir das freudige Wiedersehen denken, aber leider hatten wir
ihn nur wenige Tage, und wir konnten nur in der Dunkle ihn sehen und ihn
sprechen, weil er sich verborgen halten mußte. Mittlerweile merkten die
Leute, daß er da sei, was gemütlich ausgeplappert wurde. Es ist ein Elend,
daß die Leute kein Geheimnis bewahren können. Um den Unannehmlichkeiten
, von den Gendarmen aufgesucht zu werden, auszuweichen, entschloß
er sich, sich zu stellen, was er gestern Morgens nach 8 Uhr auch
tat. Er äußerte den Wunsch, nach Offenburg im dortigen Gefängnis die
Strafe von 3 Monaten absitzen zu wollen, was ihm auch bewilligt wurde,
nun ist der gute Franz gestern schon mit dem II Uhr Zug nach Offenburg
abgereist, es tat mir doch wehe, ihn so bald wieder scheiden zu sehen,
wenn er nur auch diese drei Monate auch gesund bleibt. — Franz hat uns
viel von seinen Erlebnisse erzählt, auch sonst, wie es in Amerika ist, was


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