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Karl Maier
Nun suchten im zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts noch nicht so
viele Menschen aus unserer Gegend ihr Glück in fernen Ländern wie
zwanzig, dreißig Jahre später, aber vier Einzelpersonen und drei Ehepaare
aus Bottenau, Renchen, Urloffen und Wagshurst mussten während dreier
Monate 1814 die Prozedur über sich ergehen lassen. Sie gingen allerdings
weder nach Ungarn noch nach Amerika, sondern nach Bayern.56
Auch um Erben zu ihrem Recht zu verhelfen, griff das Revisorat ein.
1812 suchte es über das Anzeigeblatt einen Georg Obrecht aus Durbach.
Er sollte binnen 12 Monaten ein Lebenszeichen geben, sonst würde er für
verschollen erklärt. Obrecht war 1805 Soldat geworden, hatte 1807 wohl
auf Seiten der Franzosen im badischen Rheinbundkontingent gegen die
Preußen gekämpft. Er kam krank ins Spital von Stargard, wo er zurückblieb
. Seit diesem Zeitpunkt gab es keine Nachricht mehr von ihm.57
Für Staufenberg-Durbach bestand bis 1814 ein eigenes Amtsrevisorat.
Dorthin wurden z. B. der nach Bayern auswandernde Xaver Schwab aus
Obernesselried oder der Durbacher „Schutzjude" Low Wertheimer durch
Veröffentlichungen aus Appenweier verwiesen.58 Nachdem Revisor Edicor
in Staufenberg 1814 pensioniert worden war, legte man beide Revisorate
beim Amt zusammen.59
Im September 1818 lud das Bezirksamt zu einer Schuldenliquidation
besonderer Art ein. Nicht an eine Privatperson sollten berechtigte Forderungen
angemeldet werden, sondern an ein früheres Hoheitsgebiet, das
ehemals Fürstlich-Bischöflich-Straßburgische Landgericht Renchen, das
1803 aufgelöst worden war; eine späte Folge der Neugliederung im Südwesten
. Zuständig war allerdings nicht das Amtsrevisorat Appenweier, für
diesen Fall tagte eine besondere Kommission im Adler in Renchen.60
4. Das Ende des zweiten Landamtes Offenburg in Appenweier
Die 1809 geschaffene Struktur der Ämter in der Ortenau galt noch keine
fünf Jahre, als sie offensichtlich in ernsthafte Kritik geriet, denn unter dem
12. Jenner 1816 entstand ein Manuskript „Gehörs. Gutachten des Regie-
rungsrathes und Oberamtmannes Freyherr von Sensburg Die Vergrößerung
der Ämter betr."6] Die Eingangsthese „Die Vergrößerung der Amtsbezirke
und die Umwandlung derselben in Oberämter wird von dem ganzen
Lande als eine Wohltat angesehen werden ", nimmt das Ergebnis ziemlich
euphorisch und ohne zureichenden Beweis vorweg: Konzentration der
Verwaltungsarbeit auf wenige Dienststellen. Eines der Opfer wird das Amt
Appenweier sein.
Ob die Gründe, die Sensburg auflistet, auf das zweite Landamt zutrafen
, können wir nicht feststellen, dass beide Amtmänner auf Beförderungsposten
versetzt wurden, spricht nicht unbedingt gegen ihre bisherige
Leistung.
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