Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 15
(PDF, 115 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2004/0015
Wanderungsbewegungen im Umfeld der Revolution

15

dies in Steinbach geschehen, als Überträger ansteckender Krankheiten zwischen
den Orten galten, musste danach unterbunden werden. Hatschiere
und Wächter hatten die Rückwanderer bis zu ihrem Heimatort zu geleiten,
wo sie zumindest als Schutzgenossen geduldet wurden.7

Die bisherige Auswanderungspolitik, die durch administrative Hürden
die Auswanderung eher verhindern sollte, hatte sich bei dieser ersten massenhaften
Auswanderungswelle des 19. Jahrhunderts als vollkommen ungeeignet
erwiesen. Eine Änderung war dringend geboten. Als erster Mittelstaat
des deutschen Bundes vollzog Baden den Wandel von einer reaktiven
zu einer regulierenden und präventiven Auswanderungspolitik.8

1833 erteilte erstmals eine badische Regierung dem Freiburger Auswanderungsagenten
Hermann eine Konzession zur Betreibung des Auswanderungsgeschäftes
. Bestandteil dieser Konzession war die Verpflichtung des
Agenten, den Transport badischer Auswanderer von Straßburg über Le
Havre nach Nordamerika zu übernehmen, deren Unterhalt sowohl auf der
Reise wie auch während des Aufenthalts in der Hafenstadt zu gewährleisten
und für entstehende Ausfälle zu haften. Bald offerierten Frankreich und
Belgien spezielle Eisenbahntarife inklusive freiem Gepäcktransport für
Auswanderer, die auf diese Weise dazu bewogen werden sollten, von Le
Havre oder Antwerpen in die Neue Welt zu starten. Damit wollten beide
Länder den Transatlantikverkehr der eigenen Häfen subventionieren. Vor
allem amerikanische Schiffe steuerten mit ihren Baumwollprodukten besonders
gerne die Häfen an, in denen mit einer sicheren Rückfracht, in diesem
Falle badische oder württembergische Auswanderer, zu rechnen war.
Die dortige großzügige Handhabung der Reiseformalitäten sowie der Umstand
der kürzesten Entfernung zwischen den südwestdeutschen Staaten
und einem Atlantikseehafen taten ein Übriges, um Le Havre bis in die
1870er Jahre hinein zum bedeutendsten Auswandererhafen für Badener
und Württemberg werden zu lassen. Vor allem in den 50er Jahren verließen
bis zu 60 % der südwestdeutschen Auswanderer über Le Havre Europa in
Richtung Nordamerika.9

Insgesamt wanderten zwischen 1820 und 1920 rund 5,5 Millionen Deutsche
nach Nordamerika aus. Zahlreich waren die Brücken, die die alte mit
der neuen Welt anfänglich verbanden. Den Auswandererbriefen kam dabei
eine besondere Bedeutung zu. Dein wertestes Schreiben habe erhalten und
mit Vergnügen gelesen, dass ihr die Nordracher noch nicht zu den Verblichenen
zählt, wie auch wahr, denn sie sind noch alle gesund und haben
reichliches Auskommen, Gott sei Dank. Und wenn das ganze badische
Land auswandern würde, so würden alle Arbeit und Brot finden. So pries
im Jahre 1873 Augustin Oehler, Sohn des 1852 aus Nordrach mit seiner
Familie ausgewanderten Sales Oehler, seinem Cousin August Riehle die
Vorzüge der neuen Welt an. Von moderaten Preisen und ausreichenden
Löhnen war in diesem Auswandererbrief die Rede, auch davon, dass jeder


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2004/0015