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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 16
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Kurt Hochstuhl

in der Lage sei, sich ein Vermögen zu erarbeiten, unter der Voraussetzung,
dass er arbeiten wolle und kein Trinker ist.10

Wenige Jahre nach ihrer Auswanderung waren die ehemaligen Mitbürger
in der Regel tatsächlich noch nicht vergessen, gaben gelegentliche
Briefe, viel seltener Besuche in der alten Heimat Auskunft über ihr Schicksal
in der neuen Welt. In der Abfolge der Generationen versiegten jedoch
diese Kommunikationsströme, gingen die alten Briefe verloren und die
Auswanderer fielen als Individuen der Vergessenheit anheim.

Ebenfalls weitgehend vergessen ist der Anteil der deutschen Auswanderer
an der politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung
der Vereinigten Staaten von Amerika im 19. Jahrhundert. Nur einige Beispiele
: Kurz nach seiner Ankunft in San Francisco, 1850, begann der
deutsch-jüdische Auswanderer Levi Strauss (1829-1902) mit der Produktion
seiner ersten Jeans; 1853 stellte ein gewisser Heinrich Steinweg
(1797-1871) in New York ein Piano vor, dem er den Namen Steinway gab
und das auf der New Yorker Industrieausstellung 1855 den ersten Preis erhalten
sollte; 1856 eröffnete die Frau des 48er Emigranten Carl Schurz den
ersten Kindergarten in den USA, im nordamerikanischen Bürgerkrieg zwischen
1861 und 1866 kämpften mehr als 5.000 deutsche Einwanderer auf
Seiten der Nordstaaten gegen die Sklaverei, 41 von ihnen erreichten den
Rang eines Generalmajors, darunter auch der ehemalige Oberbefehlshaber
der Revolutionären Badischen Armee des Jahres 1849, Franz Sigel aus
Sinsheim;11 1866 gründete Adolf Pfannenschmidt aus Rinteln „Pfannen-
schmidtstadt", später viel bekannter unter dem Namen „Hollywood", 1877
schließlich wurde Carl Schurz amerikanischer Innenminister, eine weitere
steile Karriere eines Revolutionärs, der 1849 aus den Kasematten von Rastatt
geflohen war.

Der Lebensweg einiger weniger berühmter Auswanderer in der Neuen
Welt ist also bekannt. Weitgehend im Dunkeln geblieben ist dagegen das
Schicksal des „gemeinen Mannes", das vieler hunderttausender Auswanderinnen
und Auswanderer. Wie ist es z. B. den Familien von Georg Roth,
der Baptist Schott Witwe und des Josef Huber oder den 240 anderen Auswanderern
ergangen, die nach Ausweis der im Staatsarchiv Freiburg verwahrten
Akten allein aus der Kernstadt Oberkirch zwischen 1840 und 1880
ausgewandert sind? Sind ihre Träume von einem erfolgreichen Neuanfang
in Erfüllung gegangen? Oder letztendlich so geplatzt, wie die des Johann
August Sutter, eines badischen Auswanderers aus Kandern, Kreis Lörrach?
1803 geboren, musste Sutter 1834 unter dem Druck zahlreicher Gläubiger
in die Neue Welt auswandern. Nach Jahren als Abenteurer in den endlosen
Weiten des Westens gelangte er 1839 nach Kalifornien, wo er am Rio Sa-
cramento die Kolonie Neu-Helvetien gründete. Vom mexikanischen Gouverneur
als Repräsentant der Obrigkeit eingesetzt, erwarb Sutter in der Folgezeit
umfangreichen Grundbesitz und mehrte seinen Reichtum. Stolz


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