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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 32
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Martin Ruch

seite des Titelblattes des Kirchenbuchs. Auch den Nachfolger Grimmelshausens
im Renchener Schultheißcnamt, Andreas Koßmann, treffen wir am
18.7.1680 als Taufpaten bei einem Kind des Zigeuners Johann Reichhardt
und seiner Frau, der Anna Maria Rosenberger, an.9 Solche Taufeinträge
finden wir auch noch im 18. Jahrhundert, etwa in Offenburg für 1747:
„Hodie sexta Juli Anni Millesimi Septingentesimi quadragesimi Septimi
natus est et a me infra scripta Baptizatus est Joannes Jacobus, Christiani
Dir et Susanna reinerin Zigeunorum vagabundorum füius. Sabrinus (?) fuit
Joannes Hess ex orthenb. et Elisabetha Breithaubthin ex eodem loco " (Johannes
Jakob Dir, Sohn des Christian Dir und der Susanna Reiner, beides
Zigeuner).10

Auch in der barocken Legendenbildung finden wir die Zigeuner. Für
Gengenbach wird 1682 notiert: „Dafür, daß die Einbetha-Kapelle auch
Wunder bewirkte, wird Abt Thalmann als Zeuge angeführt, dem der Aedi-
tus Sacelli, Lorenz Isenmann (vulgo der Berglües Lentz) berichtete, nach
dem Schwedenkriege habe ein Landstreicher seu ut vocant Ziginus sein totes
Kind hinaufgetragen; während seines heißen Gebetes habe das Kind
plötzlich wieder Leben gewonnen. ""

Das 18. Jahrhundert

Ausgerechnet das Zeitalter der Aufklärung wurde auch in der Ortenau zu
einem Höhepunkt in der Geschichte der Verfolgung der Zigeuner durch
Kommunen, Staaten und Herrschaften, die allesamt nicht davor zurückschreckten
, den Zigeunern sogar die Kinder wegzunehmen, um sie auf diesem
Weg der eigenen Kultur zu entfremden.

Das Lahrer Stadtarchiv besitzt eine Urkunde12, die eine deutliche Sprache
spricht: In der „Zigeuner- und Vagabundenverordnung" von 1711 befahl
Carl, Markgraf zu Baden, (...) Lahr und Mahlberg: „Wir Carl von
Gottes Gnaden Markgraf zu Baden ... Lahr und Mahlberg, daß die Zigeuner
(...) allein wegen der ohnerlaubten Lebensart... die Belegung mit dem
Staupenschlag , bey der Andermaligen Ergreifung aber der Lebens-Strajf
gewärtig seyn möchten ... Carolsburg 7.12.1711. "

In Gengenbach wurde nicht weniger hart durchgegriffen, jedenfalls berichtet
das der Gengenbacher Historiker Kast für das Jahr 1750 aus den
Ratsprotokollen'3: „Alljährlich auf Martini fand eine Strolchenjagd und
Zigeunerjagd statt auf die Leute, die irgendwo in den Tälern saßen." Und
Kast weiter: „In der Nacht 22.7.1727 wurde Adam Isemann im Pfaffenbach
, der sogenannte Kohl Adam, von einer Diebsbande um Mitternacht
überfallen; er und seine Hausfrau gebunden, geschlagen und jämmerlich
tradiert; der Knecht ist fast zu Tode geschlagen worden, die Magd hingegen
hat sich salviert. Auf die Täter hat man 3—4 mal streifen lassen, aber
keinen außer 5 unschuldigen Haiden (= Zigeuner) mit vier Kinderen er-


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