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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 40
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Martin Ruch

weyer, Missenheim, Ober und Unter Cappel, selten aber an der ordentlichen
Furt gehen sie über den Rhein und kommen wieder oberhalb Goldscheuer
herüber, wie sie dann auch bei Freisten, Hönau und Auenheim öfters
über den Rhein, besonders zur Sommerzeit, und die Wanzenau, doch
niemals alle insgesamt, sondern meistenteils nur ein oder andere Haufen
oder ein Teil davon, wie sie dann auch, seitdem sie in der Zahl so stark angewachsen
, selten mehr auf einem Haufen beisammen, sondern in hiesiger
Nachbarschaft und Gegend ein Teil in Ulmhardt oder ander Teil im Maiwald
oder im so genanten Herrenwald, wo sie gemeiniglich ihre Hütten
haben, auch wechselweis bald in Urloffen in den Gotts- und Stangenwalt
und unweit denen nächst Goldscheuer gelegenen drei Straßburger Höfen
zu Rohrburg, Müllen, Altenheim, Schutterwald auch Hoffweyer und
Niederschopfheim, allwo sie kürzlich 5 Zelten aufgeschlagen, und im
Diersburgischen sich lagern."

Über die Gründe dafür, warum sich gerade hier so viele Zigeuner aufhielten
, meinte man, es läge an einer zu milden Handhabung der Gesetze,
man würde sie schließlich „nur" auspeitschen, brandmarken oder mit einigen
Stockstreichen züchtigen und dann wieder laufen lassen. Sinn der
Konferenz sei es nun, dafür zu sorgen, dass die Ausrottung des Gesindels
„als eine gemeinnützliche und nötige Sach angesehen und auf gemeinschaftliche
Kosten angegangen wird."

Im Ergebnis wurde verabredet, es „solle ohne regulierte Mannschaft
losgegangen werden, jedoch, dass hierzu bey dem ersten Streiff so viel freiwillige
Scharffschützen als man auftreiben kann, nebst denen Jägern und
Forstbediensteten unter einer gewissen Belohnung auf jeden mit Gefahr
einzubringenden Kopf 10 fl, und der Versicherung, dass wann ein- oder der
andere dieser freiwilligen ohnglücklich seyn sollte, derselbe nicht nur auff
der associierten Kästen curiert sondern auch ihnen oder dessen hinterlas-
senen Weib oder Kindern eine indemnisation bezahlt werden soll. Und soll
zu Offenburg der Haupteinbringungsort und Inquisitionsort seyn. Sollte
aber der eine oder andere der Associierten die nicht zum Tod qualifizierten
Gefangenen zum Frohnen und Schanzen brauchen oder verlangen, so sollen
sie ihnen jedoch gegen Übernahme der Verpflegungs- und Verwaltungskosten
verabfolgt werden." Die Teilnehmer waren also gegen irgendwelche
Unfälle versichert worden. Und jene Zigeuner, die man nicht „zum Tod
qualifiziert" hatte, standen kostenlos für Schanz- und Fronarbeiten zur Verfügung
.

Erinnern wir an dieser Stelle nochmals an die genannten „Entschuldigungsschreiben
" der Klöster Gengenbach und Schuttern, die der Offenburger
Konferenz ferngeblieben waren. Waren die frommen Mönche den
Menschen näher, und sahen sie all das erzwungene Elend, all die brutale
Verfolgung und Gewalt, wo andere nur die Staatsräson gegenüber den Zigeunern
im Auge hatten?


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