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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 73
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Die Evakuierung Stmßburgs 1939

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vom Militär requiriert werden dürften. Ebenso müsste die Frage der Verpflegung
und der Finanzierung geklärt werden. Er schloss mit den Worten:
„Das Planen einer Evakuierung von Seiten der Stadtverwaltung ist außerordentlich
wichtig und darf nicht dem Zufall überlassen werden. Deren
Pflicht ist es, eine vollkommen durchdachte Organisation auf die Füße zu
stellen ".

Diese sehr energische Intervention des Maire durchbrach die bisherige
Geheimhaltung und hohe Staatsbeamte bekamen den Auftrag, ab 1937 einen
möglichst umfassenden Plan aufzustellen. Folgende Fragen waren dem
Maire besonders wichtig: Wie könnte eine solch große Masse von Menschen
aus der Stadt herausgebracht werden? Welche Straßen sollten genommen
werden für diejenigen, die zu Fuß unterwegs waren und diejenigen
, die ein Fahrzeug hatten? Wo sollten sie sich sammeln? Wie sollten sie
auf ihren Wegen in die Sammelplätze ernährt und medizinisch versorgt
werden?

So wurde festgelegt, dass die Sammellager für die Marschfähigen sich
ca. 20 km von der Stadt entfernt befinden sollten. Die Motorisierten und
die Zugreisenden sollten sich im hinteren Breuschtal sammeln. Nicht vergessen
werden sollte, dass im Kriegsfalle alle Männer mobilisiert waren
und keine Hilfe für ihre Familie sein konnten. Wie konnte man die betagten
und behinderten Bewohner, wie die Frauen mit kleinen Kindern aus der
Stadt evakuieren, die keinen Fußmarsch machen konnten? Dieser Teil der
Bevölkerung sollte mit der Bahn bis nach Ottrott oder ins hintere Breuschtal
in dort vorgesehene Sammellager fahren.

Dieser sog. erste Plan war das Ergebnis einer Zusammenarbeit der städtischen
Behörden mit den militärischen Stellen; darunter befand sich der
junge, intelligente, später so berühmte General de Lattre de Tassigny5.

Darüber hinaus bestimmte der Maire Frey, dass Perigueux in der Dor-
dogne Sitz des evakuierten Bürgermeisteramtes sein sollte, mit Zweigstätten
in allen Städten und größeren Ortschaften des zugehörigen Departements
. Jeder dieser Stellen wurde je nach Größe und Einwohnerzahl ein
Stab von 5-10 Beamten mit entsprechenden Befugnissen zugeordnet. Ein
Rundschreiben vom Dezember 1937 enthielt bereits die Namen der Beamten
mit ihrer Zuordnung für die verschiedenen Verwaltungsstellen. Meist
waren es die Mitarbeiterinnen des Sozialamtes, denn ihre männlichen Kollegen
würden im Kriegfall fast alle eingezogen sein. Die älteren Beamten
oder Arbeiter der Stadtverwaltung sollten sich um die Betreuung der Stadtbevölkerung
kümmern. Zugleich schickte der Maire schon zu diesem Zeitpunkt
einige höhere Beamte in die vorgesehenen Evakuierungsorte der
Dordogne, die mit Diskretion feststellen sollten, ob diese Orte die Kapazität
hätten, Flüchtlinge aufzunehmen.

Zu Beginn des Jahres 1938 wurden nun Vorkehrungen für die Räumung
der Akten und Archive der Stadt und des Staates getroffen. Die schwere


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