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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 144
(PDF, 115 MB)
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Uwe Schellinger

ehemaligen Landkreisen Lahr, Offenburg und Wolfach - schätzungsweise
mindestens 5.000-5.500, wahrscheinlich jedoch deutlich mehr, Gefangene
im Einsatz, wobei für den östlichen, d. h. hier nicht behandelten Bezirk
(Landkreis Wolfach), mit etwa 65% die weitaus umfangreichsten Zahlen
genannt werden.24 Angesichts des unzureichenden Kenntnisstandes über
die Schicksale und Lebensbedingungen dieser Menschen steht die regional
- und lokalgeschichtliche Forschung in der Ortenau, aber auch eine darauf
aufbauende Bildungsarbeit noch vor umfänglichen Aufgaben, bei denen
das Mitwirken und die Hilfe der Kommunalverwaltungen bzw. Kommunalarchive
unerlässlich ist. Ein probater Zugang zur Geschichte der
Zwangsarbeit auf dem Land in der Ortenau könnte hierbei die Suche nach
noch vorhandenen materiellen Relikten darstellen.

Eine thematische Rundfahrt als Form der Historischen Bildungsarbeit

Gerade das Thema „Zwangsarbeit auf dem Land" legt es m. E. nahe, sich
den historischen Fakten im Rahmen einer Exkursion anzunähern. Denn es
gab in der Region (und generell in Deutschland) wahrscheinlich so gut wie
keine Gemeinde, in der im „Dritten Reich" keine Kriegsgefangenen oder
Zwangsarbeiter/innen eingesetzt waren. Diese umfassende Dimension
könnte durch das Mittel einer ausgedehnten Exkursion besonders betont
und erfahrbar gemacht werden.

Historische Exkursionen sowie historische Lehrpfade als Mittel der Geschichtsvermittlung
sind gegen Ende der 1970er-Jahre verstärkt in das
Blickfeld der Geschichtsdidaktik gerückt, als man sowohl in der Museumspädagogik
als auch von Seiten des schulischen Geschichtsunterrichts nach
„neuen Lernorten für Geschichte" jenseits des Klassenzimmers, Hörsaals
oder des Schreibtischs Ausschau hielt.25 Orientierung für diese Bewegung
gaben die Konzepte der amerikanischen „Lernlandschaften" („environmental
interpretation") oder spezieller die „historical trails" sowie die Vorgaben
anderer Wissenschaftszweige wie etwa der Geographie. Zudem haben
sich die zur damaligen Zeit entstandenen alternativen Geschichtswerkstätten
nicht selten dieser neuen Methoden bedient, um auf bis dahin vernachlässigte
historische Themenbereiche hinzuweisen.

Historische Lehrpfade oder Rundwege als Mittel der Geschichtsdidaktik
charakterisieren sich durch eine Reihe von konstitutiven Elementen: eine
eindeutig erkennbare thematische Zentrierung; das Wissen um die Seg-
menthaftigkeit des Angebots; eine festgelegte und nachvollziehbare Wegführung
; bestimmte eigens ausgewiesene Halte- oder Zielpunkte (Stationen
); die Möglichkeit zur Modifikation der Tour je nach eigenem Bedarf;
die Konzeption, dass jede/r Besucher/in die Tour als „offenes Lernangebot
" selbst durchführen kann; gedrucktes Informationsmaterial, das diesbezüglich
den Lehrpfad oder Rundweg beschreibt; die Grundannahme, sich


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