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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 183
(PDF, 115 MB)
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,, Wenn ich so an meine Heimal denke, wenn ich so die Berge betrachte .

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Schulschwänzer, Konfirmation, Hitlerjugend und SS

Der Küfermeister Emil Bächle aus der Offenburger Moltkestraße hat seinen
1916 geborenen Knaben Hans vielleicht nie gesehen, denn er blieb im
Krieg.3 So wuchs Hans mit seiner Schwester Johanna bei der Mutter auf.
Die Schule sagte ihm wohl nicht besonders zu, er hat häufig geschwänzt.
Etwa mit 14 Jahren hatte er eine interessantere Beschäftigung entdeckt:
gegenüber vom Bahnhof war die erste Geschäftsstelle der NSDAP-Ortsgruppe
Offenburg.

Da half der Schüler gern aus, etwa beim Abziehen von Flugblättern im
Hinterzimmer. Er half auch im Laden mit - „das brach mir in der Schule
das Genick". Er bekam zwei schlechte Noten und ging daraufhin acht Wochen
nicht mehr in die Schule - ohne Wissen der Mutter.4 In der Chronik
der Offenburger NSDAP-Ortsgruppe, die 1934 als Broschüre unter dem
Titel „10 Jahre" erschien, wird eine Gruppe von aktiven Hitler-Jungen mit
Vornamen genannt, darunter ein Hans.5

Der eifrige Hitler-Junge geht im März 1931 dennoch zur Konfirmation.6
Nach einem kurzen Intermezzo auf der Höheren Handelsschule 1933 meldet
er sich für die kasernierte SS an - mit einer gefälschten Urkunde, die
ihn ein Jahr älter macht.7 Denn er wird im September 1933 erst 17. Ab November
ist er in Offenburg SS-Anwärter, und er wird dort bereits militärisch
ausgebildet. Und vermutlich wurden die SS-Bewerber auch 1933 in
Offenburg schon „rassisch gemustert"8. Hans Bächle, vor kurzem noch
Konfirmand, sah ausreichend germanisch aus.

Von Ellwangen nach Oranienburg

Fortgesetzt wird die Ausbildung ab Mitte Dezember 1933 in Ellwangen/
Württemberg, unweit der Donau. Das war der zweite Ausbildungsort für
die Wachtruppen der Konzentrationslager, nach Dachau.

Dort war im März 1933 das erste ständige Konzentrationslager eingerichtet
worden, die Keimzelle aller Lager und der SS-typischen „Erziehungsmethoden
"9.

In Ellwangen stand ein SS-Bataillon, etwa 600 Mann,10 als „Politische
Bereitschaft" bezeichnet. In seiner Freizeit spaziert Bächle durch das
Städtchen - und kauft einen Volksempfänger. Er kostet 77 Reichsmark.
Am 6. Juli wird die l. Kompanie der „Politischen Bereitschaft" nach Oranienburg
verlegt zur Ablösung der Wachen im Konzentrationslager. Es war
im März 1933 in einer stillgelegten Brauerei mitten im Ort eingerichtet
worden. Die SS-Wachmänner fanden dort im Juli 1934 keine Schlafplätze.
Daher räumten sie im Kino auf der anderen Straßenseite die Sitze zur Seite
und schliefen am Boden." Die Fotos von der Vorführung der „Systemgrößen
", wie die Politiker der Weimarer Republik genannt wurden, gingen um


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