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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 189
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„ Wenn ich so an meine Heimat denke, wenn ich so die Berge betrachte

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Was treibt einen aus der Schweiz?

Im Oktober war die Mutter in Offenburg befragt worden, wo der Sohn sich
aufhalte. Sie meint, „sie wüsste nicht einmal das Land, in dem er sich zur
Zeit aufhält". Dabei hat sie ihn in Straßburg besucht. Und seine Verzweiflung
bemerkt.

Als er dann am 10. Februar 1936 wieder einmal abgeschoben wird, bei
St. Louis in die Schweiz, begibt er sich erneut zum Onkel. Der vermittelt
dann eine Aussprache am 3. März mit Dr. Schemi, dem Adjunkt vom Eidgenössischen
Polizei-Departement in Bern. Dieses Mal gibt es fünf Tage
Haft - wieder wegen unberechtigten Grenzübertritts. Dann die Ausweisung
. Die Abschiebung erfolgt am 9. März bei Feldkirch, zurück nach Österreich
.

Bei Ihle und den Straßburg-Besuchen hatte er schon allerhand fragwürdige
Gestalten kennen gelernt. Fred Michel, Heinrich Diener, Theodor
Kruse („wie sein Vater Separatist"). Nun trifft er hinter Feldkirch Fred
Roggers, angeblich ein deutsch-italienischer Emigrant aus Oberschlesien.
Er reist mit ihm einige Tage im Grenzgebiet zu Liechtenstein, nach Trie-
sen. Sie versuchen, an Geld und Fahrräder zu kommen. Es misslingt.

Am 17. März ist er in Chur. Einige Tage wandert er. Am 24. März besteigt
er die Eisenbahn, fährt nach Airolo. Wandert nach Lugano. Und
stellt sich dort im deutschen Konsulat am 26. März. Sagt dem Konsul, er
wolle sich stellen und gibt eine ausführliche Schilderung seines Schicksals.
Die liegt dann auch in den Berliner Ermittlungsakten.

„... mit den beiden ehemaligen Adjutanten des schlesischen Gauleiters
und Reichsstatthalters Helmut Hausmann und Dieter Wiendieck geflüchtet
." „... habe mich in eine Abenteuerlust versetzen lassen und aus jugendlichem
Übermut eingewilligt." Sei in Prag ausgefragt worden: „gab nur eine
Antwort, um die Mißstände im Ausland zu dementieren. Die Aussage
hat man später in der AZ veröffentlicht ohne meine Einwilligung." Erzählt
von Willy Ihle und der Spionageabteilung der Franzosen. Von der Ausweisung
. „Ich bitte nun die deutsche Regierung ... mich zurückzunehmen und
... mildes Urteil, das ich bewillt bin abzusitzen. Mit deutschem Gruß Heil
Hitler."

Er ist also nicht Kommunist geworden. Der Konsul gibt ihm eine Fahrkarte
. Damit fährt er nach Basel am 27. März, geht zur Grenze, nachmittags
um 5 Uhr bei Lörrach. Gibt sich zu erkennen, doch welche Tragik: im
Fahndungsblatt der Zollstation ist er nicht als gesucht gemeldet, obwohl er
schon vor einem Jahr geflüchtet ist und für die Aktualisierung der Fahndungsliste
doch genug Zeit gewesen wäre. Er bettelt um Festnahme, man
zögert. Ruft sicherheitshalber die Gestapo in Karlsruhe an, die fragt in Berlin
nach. Da endlich kommt Bewegung in die Sache: aus Berlin wird sofort
verlangt, ihn umgehend hinzubringen. Er wird also endlich festgenommen


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