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Wenn ich so an meine Heimat denke, wenn ich .so die Berge betrachte .
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sondern der HJ. angehörte. Ferner erklärte Frau G., dass B. sich nicht um
Arbeit bemühe, sondern seiner Frau erklärt habe, wenn sie ihrem Beruf
nachgehe brauche er nicht zu arbeiten. Karasinski (Sachbearbeiterin)."
Die Gattin will sich nun scheiden lassen. Geschieden war man damals
schnell. Ein Anwalt aus Halensee reichte beim Landgericht in Zehlendorf
die Klage gegen den Pressereferenten am 4. August 1948 ein: „Die Parteien
haben sich in den letzten Tagen des Kampfes um Berlin kennen gelernt
und am 30. Juni die Ehe geschlossen. Hierbei hat der Beklagte der
Klägerin verschwiegen, daß er Angehöriger der SS war." „Er hat sich im
Gegenteil als politisch völlig unbelastet ausgegeben und auf diese Weise
auch eine Anstellung bei dem Magistrat der Stadt Berlin erhalten." „Die
Klägerin hätte insbesondere unter den obwaltenden Umständen in der Zeit
vom Sommer 1945 nie einen Angehörigen der SS geheiratet, da hierdurch
eine Eheführung praktisch auf Dauer nicht zu erwarten gewesen wäre, da
die Angehörigen der SS kurz über lang mit einer Verhaftung und Internierung
zu rechnen hatten."
Hans Bächle als ausgewachsene SS-Bestie, verdächtigt von der eigenen
Frau. Der minderjährige Kantinenwirt als Folterknecht. Was für eine herrliche
Gelegenheit, ein Exempel zu statuieren. Endlich wird mal einer entlarvt
. Wieso kommt niemand auf die Idee, das Alter bei der Flucht nachzurechnen
?
Bächle scheint damals gewusst zu haben, durch wen ihm drei Jahre die
Freiheit entzogen wurde. In ein Notizbuch schrieb er kurz nach der Entlassung
, vermutlich am 30. Juli 1948: „Seit zehn Tagen stehe ich nun wieder
im Leben aber kein befriedigendes Ergebnis wäre zu verzeichnen. Mit großer
Spannung verließ ich diese so sehr gehassten Stacheldrahtzäune, die
so gehassten Mauern und Türme. 3 unendliche Jahre sind gestrichen worden
durch das ungerechtfertigte Beschuldigen eines einzigen Menschen."
Leider gab er den Namen nicht an - und später auf Befragen nannte er
ihn auch nicht.90
Am 7. September erfolgt die Verhandlung und Scheidung, Frau Melanie
Bächle kann wieder in Ruhe schlafen.
Zurück in die Heimat
Nach der Entlassung aus dem Lager - es gibt einen offiziellen Entlassungsschein
, und zwar ohne genaue Angabe des Lagers91 - sei er zu den
alten Haftkameraden gegangen, die inzwischen den Aufbau der DDR betrieben
. Man hätte ihm einen guten Posten angeboten in der Freien Deutschen
Jugend oder im Wirtschaftsministerium. Er habe aber abgelehnt, erklärt
er 1993 - denn er fürchtete eine erneute Verhaftung. Er ging bei
Helmstedt über die Grenze und erhielt bereits am 16. September 1948 in
Offenburg die ersten Lebensmittelkarten. Das wurde auf der Rückseite des
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