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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 213
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„ Wenn ich so an meine Heimat denke, wenn ich so die Berge betrachte

213

Doch in Freiburg wird er zwar nicht als OdF anerkannt vom badischen
Landesamt, aber er wird 1949 entnazifiziert.

Als das Landratsamt Offenburg ihm 1950 eine Kennkarte ausstellt und
er den Wohnsitz am 1.9.39 angeben soll, nennt er wieder Sachsenhausen.
Das Wort Zuchthaus muss auf jeden Fall vermieden werden, das regte ihn
noch 1993 auf: Zu Lebzeiten durfte es auf keinen Fall herauskommen, dass
er im Zuchthaus war. Also sind alle „Persilscheine", die „Eidesstattlichen
Erklärungen" mehrerer Bekannter und Verwandter an dieser Stelle falsch:
sie bestätigen ihm, dass er durchgehend im KZ war. Von 1936 bis 1944
oder sogar bis 1945. Wer soll es schon bemerken?

Immerhin hat sich jemand 1946 mit den Akten des Volksgerichtshofs
beschäftigt. Sie lagen wohl seit dem Prozess in Berlin und wurden nun vermutlich
von einer Vorläuferorganisation der DDR-Volkspolizei oder des
Ministeriums für Staatssicherheit ausgewertet. Am Ende der Akten findet
sich eine Zusammenfassung, in der die beiden Lustknaben wieder ein wenig
gegeißelt werden, weil sie keine Kommunisten waren: „Bächle wird
(in U-Haft) streng isoliert gehalten. Erst am 26.8.37 kurz vor dem Termin
gelingt es nach wiederholten Anträgen dem amtlichen Fürsorger Mar-
quard, Bächle zu sprechen. (...) B. geht im Bemühen, die Wahrheit zu sagen
, zu weit und belastet seinen besten Freund Schlayer und Römer. Nach
der Strafverbüßung am 22.4.40 kommt er in das KZ Sachsenhausen, wird
von ehemaligen SS-Männern aus dem Columbiahaus erkannt, zur Strafarbeit
versetzt und später nach dem Vernichtungslager Gatzweiler (Saargebiet
) geschickt. Sein Verhalten im K.Z.-Lager Sachsenhausen wäre nach
Angaben seiner Schicksalskameraden gut gewesen. Allerdings ist auf
Grund des vorliegenden Materials festzustellen, daß Bächle aus dem Völkischen
Lager stammte, weiter, daß die Befreiung „nicht kommunistische Gefangene
, sondern zwei ehemalige Adjutanten des Oberpräsidenten Brückner
waren (Röhm-Leute)."

„Beppo Römer, ein aktiver Antifaschist, hat diesen damals erst 18? Jahre
alten Bächle beeinflusst und später im KZ-Lager ist dann Bächle selbst
Antifaschist geworden. Zu berücksichtigen wäre, daß B. schon mit 18? Jahren
bereit war, sein Leben für seine Kameraden einzusetzen (S. 17) (=
Flucht). Im Falle der Misslingung waren sie bereit, sich zu erschießen.
Auch seine Rückmeldung lässt darauf schließen, daß er über Mut verfügte.
Sein Verhalten im Lager ist gut. (...)" (namenlos, datiert 14.3.1946).

Im Dezember 1948 beginnt er bei der französischen Militärregierung als
Angestellter im Economat. Er ist also wieder „in seinem Beruf tätig. 1951
heiratet er in Offenburg ein zweites Mal, 1952 wird Tochter Margrit geboren
. Man kauft ein Auto, macht Auslandsreisen, der Familie geht es gut. Es
ist die Zeit des Wirtschaftswunders.


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