http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2004/0228
228
Wolfgang M. Gall und Ingrid Gütz
weder in der alten Heimat Zunsweier noch in ihrer neuen Heimat Tremont
findet man heute einen Ehebucheintrag.
Felix Ruf arbeitete dort in einem Kohlebergwerk. Dieses Handwerk beherrschte
er, denn laut Auskunft der Familien war er bereits in einem Zunsweier
Kohlebergwerk beschäftigt.
Später machte er sich selbstständig, ging in die Wälder und schlug
Holz, das er an die Bergwerksgesellschaften weiterverkaufte. Außerdem
baute er einen Eiskeller. Im Winter schnitt er das Eis aus seinem eigenen
Teich und brachte es in den Keller. Das Sägemehl, das im Holzgeschäft anfiel
, wurde als Isoliermaterial im Eiskeller verwendet. Im Sommer verkaufte
er das Eis an die örtlichen Brauereien.
1858 beantragte Felix Ruf die amerikanische Staatsbürgerschaft. Nach
Abschluss aller Formalitäten (Entlassung aus der badischen Staatsbürgerschaft
etc.) wurde er im Jahr 1860 Amerikaner. Die Rufs hatten 18 Kinder.
1874 starb Karolina Ruf im Alter von 38 Jahren.
Glaubt man der Ruf'schen Familienüberlieferung, hat Karolina Ruf
kurz vor ihrem Tod ihrem Mann geraten, nach Deutschland zurückzukehren
und ihre Schwester Adelheid zu heiraten. Felix habe mehrere Briefe
geschrieben, jedoch zunächst ohne Erfolg. Adelheid wollte ins Kloster gehen
. Doch Felix' Werben hatte schließlich Erfolg. Am 19.4.1875 kam sie
in den USA an und heiratete ihn. Felix und Adelheid Ruf hatten fünf gemeinsame
Kinder. Adelheid erzählte ihren Kindern über ihre alte Ortenau-
er Heimat, z. B. dass man von den Zunsweirer Feldern/Weinbergen aus das
Straßburger Münster sehen konnte.
Die Rufs sorgten sich sehr um das Wohl ihrer Kinder. Auf der Census-
liste von 1870 erscheinen alle Ruf-Kinder, die älter als sechs Jahre sind, als
Schüler. Dies war insofern außergewöhnlich, da die Kinder von Bergwerksarbeitern
normalerweise schon im Kindesalter im Bergwerk mitarbeiten
mussten.
Der Historische Verein Offenburg hat mit den Nachfahren William
(Bill) Ruff in Sedalia/Colorado und dessen Kindern und Enkeln Kontakt
aufgenommen. Darunter u. a. Susan Koch-Ruff in Mokena/Illinois, die die
Familiengeschichte zusammengestellt hat.
Das Theaterstück
Eigentlicher Höhepunkt der Ausstellung war ein Theaterstück, das die
Schauspielerin und Autorin Sigi Schwarz zum Thema „Der Traum von der
Freiheit" schrieb und mit den Laienschauspielerinnen Tiny Münchbach,
Lissy Stellmann und Theresia Wäldele aufführte. Gezeigt wurde das fiktive
Einzelschicksal dreier Auswanderinnen basierend auf den Ergebnissen der
Projektrecherchen. Alle fünf Vorstellungen waren nahezu ausverkauft. Das
Theaterstück hatte zweifellos einen sehr großen Anteil am Erfolg der Aus-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2004/0228