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Clemens Rehm
vorgefundenen Familiennamen und Ortsangaben ist nicht immer gegeben.
Manchmal ist Phantasie nötig, um ans Ziel zu gelangen. Immerhin haben
sich die badischen Stellen schon vor der Absendung ihrer Anfragen an die
Konsulate um Präzision bemüht: Aus dem in einer Offenburger Bitte genannten
„Preihsburg, Staat Philadelphia" wurde z.B. korrekt „Priceburg,
Staat Pennsylvania". Aber selbst dann war der Erfolg der Suche nicht garantiert
. Beim Tod des Fidel Schwend von Offenburg im Jahr 1868 waren
ein Jacob Schwend in Lancaster/Pennsylvania und eine Anna Schwendt,
verheiratete Bless in Baltimore die glücklichen Erben. Während Jakob
gleich gefunden war, musste der Konsul in Baltimore eine Suchannonce
nach Anna aufgeben - freilich ohne Erfolg; nur die zu erhebenden Gebühren
stiegen, wie auf den Schreiben vermerkt.4
Sterben in Amerika - Erben in Baden
Die erste Schwierigkeit bestand in diesen Fällen darin, dass nicht ohne
weiteres davon ausgegangen werden konnte, dass der Tod eines - auch
nahen - Verwandten überhaupt in der alten Heimat erfahren wurde. So ist
die Auswanderung des Franz Zerrer aus Offenburg aufgrund der Angaben
in der Auswandererakte5 in der Datenbank des Offenburger Stadtarchivs
„Der Traum von der Freiheit. Offenburger Auswanderer nach Nordamerika
" zwar eingetragen, über sein weiteres Schicksal ist aber bisher nichts
vermerkt.6 Da geht es den heutigen Forschern fast wie Franz Zerrers
Brüdern Karl und Heinrich, die erfahren hatten, dass ihr Bruder am
L. September 1869 im Deutschen Hospital in San Francisco verstorben sei.
Sie interessierte ein mögliches Erbe, das sich - so ihre Vermutung gegenüber
dem Karlsruher Ministerium - möglicherweise in Händen einer
Gesellschaft befinde. Das Ministerium möge doch nachforschen; doch zuerst
bat die Karlsruher Zentrale das Offenburger Bezirksamt um genaue
Recherche nach näheren Anhaltspunkten oder um Nennung von Zeugen in
Amerika. Das Amt konnte am 14. Oktober melden, der ledige Bäcker
Franz Zerrer habe sich schon seit 14 Jahren in San Francisco aufgehalten,
sei aber 1865 noch einige Zeit hindurch in seiner Vaterstadt Offenburg gewesen
, um ein Erbteil von etwa 4.000 Gulden entgegenzunehmen. Als
Zeuge in Amerika könne Josef Anton Lener benannt werden, der Wirt des
Baden-Baden Beer-Salon, 757 Mission Street, Near fourth Street, San
Franziska.1
Das badische Konsulat in San Francisco konnte den Tod Franz Zerrers
bestätigen und übersandte einen Totenschein - vom großen Erbe aber
keine Spur: eine Uhr, eine Kette und ein wenig Bargeld. Und das würde, so
die Ansicht des Konsulatsverwalters, zur Bestreitung von Unkosten und
Gebühren verwendet, so dass der Nachlass auf ein Minimum reduziert
würde. Mit dieser Auskunft, die in Offenburg im Februar 1870 eintraf.
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