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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 235
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Wer kennt „Neu-Deutschland'

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wollten sich die Brüder nicht abfinden, zumal sie inzwischen weitere Auskünfte
aus Amerika erhalten hatten.

Ihr Bruder hatte vor der Einlieferung ins Hospital seine Papiere seinem
Vertrautem und Geschäftspartner John Hammerschmidt in einem zugenagelten
Zigarrenkistchen zur Aufbewahrung übergeben. Nach seinem Tod
seien Mitglieder der Druidengesellschaft, einer Unterstützungs- und Wohltätigkeitsgesellschaft
, in der Zerrer Mitglied gewesen sei, erschienen, um
den Nachlass zu übernehmen. Gemeinsam habe man das Kästchen geöffnet
und neben dem Bürgerschein und anderen Papieren Kaufscheine über
zwei Häuser und eine Wirtschaft sowie zwei Anteile an einer Immobiliengesellschaft
gefunden. Nach den gesetzlichen Bestimmungen habe aber
alles dem „Stadtadministrator" übergeben werden müssen.

Nun war wieder der badische Konsularbeamte an der Reihe, der beim
Public Administrator von San Francisco aber lange auf Granit biss, bis er
schließlich im November 1871 melden konnte, dass ein Vermittler von den
„berechtigten Erben Vollmacht zur endgültigen Regulierung dieser verzwickten
Sache" erhalten habe8.

Gerade diese kleine Geschichte vom Offenburger Bäcker, der in San
Francisco eine erfolgreiche Wirtschaft betrieb, mit den Details über seine
Mitgliedschaft und sein Geschäftsgebaren mag zeigen, dass auch vordergründig
unergiebige Akten in einzelnen Fällen mehr Auskünfte über das
Leben in der Neuen Welt enthalten, als die erst einmal in den Blick genommenen
Akten zur Auswanderungsgenehmigung, die in der Regel mit dem
Zeitpunkt der Auswanderung enden.

So spannend wie diese Fragen der Ermittlung von Auswandererschicksalen
im 19. Jahrhundert waren, so sind sie es heute wieder, wenn wir die
Verbindungen zwischen der Alten und der Neuen Welt über die Familienforschung
hinaus sozialgeschichtlich, wirtschaftsgeschichtlich oder auch
mentalitätsgeschichtlich beleuchten. Dafür müssen wir freilich die von den
Quellen vorgezeichneten Wege erst einmal nachgehen und können dabei
auch den Ort ,Neu-Deutschland' finden - es ist ,New Germany' in Lunen-
burg in Nova Scotia, Kanada - und vielleicht dann auch den Teilzettel von
1868 zustellen.

Anmerkungen

1 Vgl. Etscheit, Georg: Fünf Millionen zu verschenken. Erbenermittler auf der Suche
nach unbekannten Kindern und Enkeln, in: Die Zeit, Nr. 18, 24. April 2003.

2 Nieß, Ulrich: Nicht mehr verlassen! Das Verzeichnungsprojekt „Ältere Serie der
Mannheimer Verlassenschaftsakten" erbrachte überraschende Ergebnisse, in: Der Archivar
, Jg. 56, 2003, 322-323; hier 323.

3 GLA Karlsruhe 233/8466.

4 alle folgenden Fälle aus GLA Karlsruhe 233/8466.


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