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Luisa Galioto
sation auf beiden Seiten des Rheins wieder voran und unterstützte die Mis-
sionierungsarbeit der „irofränkischen Mönche". Das Wirken dieser Wandermönche
ist kaum fassbar, denn die Überlieferungen aus dieser frühen
Zeit sind dürftig und viele der von ihnen gegründeten Kirchen oder Zellen
verschwanden, ohne jegliche Spuren zu hinterlassen.5 Mit den Überlieferungslegenden
hat sich der Historiker Alfons Zettler in seiner Studie über
das Kloster Säckingen und über die Zeit der Missionierung in Südwestdeutschland
auseinander gesetzt.6 Bei den drei von ihm untersuchten Gründungslegenden
der Klöster St. Fridolin in Säckingen, St. Gallen im gleichnamigen
Ort und St. Trudpert im Münstertal bei Freiburg stellte er die gleichen
Grundmuster fest. Alle drei haben einen in grauer Vorzeit lebenden
und wirkenden Gründungsvater gemeinsam. Der Heilige Trudpert kann sogar
historisch nicht näher bestimmt werden. Die überlieferten Vitae der jeweiligen
Gründungsväter entstanden erst später auf der Grundlage von
Traditionssplittern. Es handelt sich um Beobachtungen, die auch auf die
Geschichte des Klosters Schuttern übertragbar sind. Wahrscheinlich galt es
mit diesen Gründungslegenden neben der Verehrung der Gründungsväter
auch wirtschaftliche Interessen zu legitimieren, die als angestammt gelten
sollten. Historisch fundierte Überlieferungen von Klostergründungen stellt
Zettler erst ab dem frühen 8. Jahrhundert fest, bis zu diesem Zeitpunkt
scheint das Herzogtum Alamannien klosterleer gewesen zu sein. Grund dafür
war unter anderem das Desinteresse des Herzogtums daran eine eigenständige
Kirchenpolitik zu betreiben. Erst ab 746, mit der Auflösung des
alamannischen Herzogtums, entstanden günstigere Voraussetzungen, um
die Institutionalisierung des Christentums voranzutreiben. In diesem Zeitraum
dürften in der Ottenau, bei einer bereits christianisierten Bevölkerung
, fast zeitgleich die Klöster Schuttern, Gengenbach und Schwarzach
gegründet worden sein. Die Impulse für die Klostergründungen kamen aus
der elsässischen Diözese Straßburg, die dadurch die Grenze ihres Sprengeis
erweitern wollte. Durch die Gründung mehrerer Klöster, d. h. durch
eine Zusammenballung auf engstem Raum, sicherte sich meines Erachtens
der Straßburger Bischof den alleinigen Zugriff auf die Ortenau.
Die karolingisch-ottonische Klosteranlage
Die Bedeutung des Klosters Schuttern, sein Reichtum sowie die Anzahl
seiner Mitglieder wuchsen sehr rapide. Dies zeigt das Kapitular über das
Heeresaufgebot des Klosters aus dem Jahr 817 von Ludwig dem Frommen.
Darin wird Schuttern zu den vermögendsten Reichsklöstern gezählt. Auch
die Verbrüderungen mit den Klöstern Reichenau, Gengenbach und Michelsberg
in Bayern lassen die Bedeutung der Abtei Schuttern erkennen
und deuten gleichzeitig auf einen geistigen Austausch auf führendem Niveau
hin. Die historische Überlieferung deckt sich mit den archäologischen
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