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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 265
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Die Abtei Schuttern: Vom Stützpunkt zur monastischen Durchdringung der Ottenau

265

Eine bedeutende Veränderung der gotischen Zeit ist der Abbruch des
Westturmes und die Errichtung einer dreischiffigen, zweijochigen Halle
(19). Ihre wahrscheinlich geblendeten Außenarkaden wurden im Spätmittelalter
mit romanischen Spolien zugemauert.

Die Konventgebäude entwickelten sich ab der romanischen Zeit im Süden
der Klosterkirche, davon ist nur der nördliche Kreuzgangarm freigelegt
worden (22). Zu den zahlreichen Bauten zählte auch ein Spital, das urkundlich
erwähnt wird.

Zusammengefasst: Die Abtei Schuttern entstand annähernd in der Mitte
des 8. Jahrhunderts in einer bereits christianisierten Altsiedellandschaft.
Missionierende Mönche hatten ab dem zweiten Viertel des 7. Jahrhunderts
die Weichen für diese religiöse Entwicklung gestellt. Das Kloster Schuttern
wurde annähernd zeitgleich mit den Klöstern Gengenbach und Schwarzach
von der Straßburger Kirche gegründet, somit an wichtigen Grenzstellen der
Ortenau, um den Sprengel der Straßburger Diözese bis in dieses Gebiet zu
erweitern. Schuttern kann zusammen mit den benachbarten Klöstern als eine
Art „Stützpunkt" der Straßburger Diözese für die monastische Durchdringung
der Ortenau gesehen werden. Die Präsenz und die Wirkung dieser
Klöster war wahrscheinlich in der ganzen Ortenau zu verspüren und verhalf
dazu, das Christentum noch besser zu verankern und zu institutionalisieren.
Entsprechend der zu erfüllenden Funktion hatte das älteste Kloster in
Schuttern bereits eine ansehnliche Größe und dürfte von Anfang an sehr
leistungsfähig gewesen sein. Denn schon im 9. Jahrhundert entstand eine
neue größere Anlage, die die beachtliche Anzahl von 80 Mönchen beherbergte
. Die archäologischen Befunde sowie die historischen Quellen zeigen
ein Kloster, das sowohl wirtschaftlich als auch kulturell auf dem Höhepunkt
stand. Schuttern wird als eine der 14 vermögendsten Abteien bezeichnet,
sie unterhält ein Skriptorium und besitzt folglich eine Bibliothek. Die Abtei
Schuttern scheint sogar nicht nur eine rezeptive, sondern eine aktive Rolle
in der Kultur dieser Zeit gehabt zu haben, wie der Historiker Volkhard Huth
in einem Vortrag sehr überzeugend dargelegt hat,10 ein Ansatz, der durchaus
verdient weiter ausgearbeitet zu werden. Die wachsende Bedeutung des
Klosters findet auch in der Architektur ihren Niederschlag. Die karolin-
gisch-ottonische Klosterkirche bereicherte ihren Fußboden mit einem kostspieligen
Mosaikmedaillon und die Klosteranlage wuchs zu einem repräsentativen
Ensemble mit regelmäßigen, um die Kirche gruppierten Klostergebäuden
. Der Wunsch nach Repräsentation äußerte sich in dem Bau eines
Atriums mit vorgelagerter Tor- oder Vorhalle.

Auch die nachfolgende romanische Kirche kann trotz relativ schlichter
äußerer Erscheinung den Anspruch auf Repräsentation nicht verleugnen.
Der massive Westturm, der später durch eine zweijochige Vorhalle ersetzt
wird, und Bruchstücke von fein ausgeführter Bauplastik deuten darauf
hin.


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