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Placidus III., letzter Abt von Schuttern, seine „Geschichts-Erzählung" von 1799 .
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29 und 119 lagern), lässt sich mit Bestimmtheit nicht sagen. Denkbar aber
ist, dass einige wichtige Texte, Bilder und Objekte in Schuttern beim ersten
Pfarrer nach der Klosteraufhebung verblieben, bei dem Erzpriester Josef
Kohler (1775-1862) nämlich, ehemals selbst Mönch in Schuttern und
ein Verehrer des Abtes Placidus III.2
Seine Erzählung hat der Abt 1799 in Freiburg (wo heute noch der
Schutterner Hof in der Herrenstraße von der einstigen Bedeutung des Klosters
Schuttern zeugt) geschrieben. Der Text ist als Quelle von hoher
Bedeutung, erinnert er doch an die Alltagssorgen, an die „beynahe beispiellosen
Qualen und Bedrückungen" eines Ortenauer Abtes in stürmischen
Zeiten:
„Geschichts Erzählung3
Drangsale, die gantze Länder und deren Einwohner drücken, sind unvermeidliche
Folgen des Krieges: wenn sich aber hiermit noch beynahe be-
yspiellose Qualen und Bedrückungen auf eine außerordentliche Weise vereinigen
, wenn auf Plünderungen, Erpressungen, Raub und Verheerungen
persönliche Misshandlungen jeder Art Schlag auf Schlag folgen; wenn der
Leidende nicht bloß seines Eigenthums beraubt wird, sondern sein Leben
in Todesgefahr schwebet, weil er außer dem nichts mehr zu geben und zu
verlieren hat, so ist sein Wehklagen vor Gott und Menschen gerecht, und er
verdient wenigst das Beyleid gefühlvoller Herzen. In diesem alle befindet
sich die K.K. vorderösterreichische Abtey Schuttern.
Nach der geographischen Lage Schutterns an dem äußersten nördlichen
Ende Breisgaus war es den ersten feindlichen Anfällen von Seiten Straß-
burgs her, die sich bereits im Juny 1796 ereigneten, Mos gestellt. Sein
Standpunkt mußte damals umso gefährlicher seyn, weil die ersten Gefechte
sich um die Mauern des Klosters zutrugen. Kaum zogen sich die K.K.Truppen
zurück, so stürmten die feindlichen auf die Abtey los, verjagten unter
Todesgefahr ihre Ordensgeistlichen, plünderten, raubten, vertilgten und
verheerten alle vorräthigen Lebensmittel ohne Ausnahmen; alle Hausge-
räthschaften, Meubel, Fütterungen samt Wiehe; alle Utensilien bis auf die
Schlösser der Kästen und Truhen, kurz, alles bis auf die leeren Mauren des
Klostergebäudes, wobey die Abtey einen Schaden von mehr als 300.000 fl
erlitten, nachdem sie von Anfang des Krieges bis auf diesen leidigen Überfall
des Feinds schon über 200.000 fl auf freywillige Beyträge und auf das
in der Abtey unaufhörlich einquartierte zahlreiche K.K.Militair verwendet
hatte.
Nach den siegreichen Fortschritten s. Königl. Hoheit unsers theuersten
Erzherzog Karls, wodurch der Feind über den Rhein zurückgeschlagen
wurde, versammelten sich die Individuen der Abtey wieder; sorgten, so viel
es ihre traurige Lage zuließ, für das Unentbehrlichste des Unterhaltes und
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