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Placidus III., letzter Abt von Schuttern, seine „Geschichts-Erzählung" von 1799
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Es gibt nicht viele biographische Spuren des letzten Abtes von Schuttern
, und so können die folgenden ausgewählten Passagen aus dem Tagebuch
von Ignaz Speckle doch wenigstens einen Eindruck von ihm geben.
13.12.1796: Gestern hatte ich Nachricht erhalten, Herr Prälat von
Schuttern sei in Freiburg angekommen. Ich fuhr also heute dahin, um denselben
zu besuchen, wozu ich bisher noch nie Gelegenheit gehabt. Derselbe
war beim Überfall der Franzosen entflohen und bis nach Wien gekommen
. Von seinen Negotiationen in Wien ward viel geredet, viel vermutet;
man weiß bisher noch nichts, als daß er zum geheimen Rat ernannt worden
und nun gleich seinem Vorfahren Exzellenz ist.
Am 14.12: Vormittags besuchte ich Herrn Prälaten im Schutternhof. Auf
Mittag speiste derselbe bei mir im Petershof. Was er von Wien erzählte bestand
in folgendem: In Wien seien alle die Machinationen auf Republik
und Frieden von Freiburg bekannt geworden. (...) Der Kaiser sei überhaupt
dem Prälatenstand nicht ungeneigt, namentlich mit den Gymnasialanstalten
sehr zufrieden.
10.5.1797: Mittags speiste Herr Prälat von Schuttern mit uns im Petershofe
. Während dem Speisen kam Pater Prior von Schuttern mit der Anzeige
, daß dem Stift eine Kontribution von 30.000 fl an 3 zehntägigen Terminen
angesetzt worden. Es war sehr auffallend, daß nach schon geschlossenem
Frieden noch Kontributionen exigiert, woraus zu schließen, daß sich
die Truppen noch nicht zurückziehen würden. Pater Prior erzählte ferner,
die Franzosen betragen sich zwar, wenn ihnen alles im Überfluß gereicht
werde, ziemlich ruhig; aber beim ersten Einfall hatten sie nicht weniger
geplündert und Unheil angestiftet als fernd.
9.12.1797: Ein französischer General sagte in Schuttern, welches Kloster
seit dem April im Besitz der Franzosen ist und unaussprechlich hergenommen
wird, die Herren sollten sich versehen und sich totschießen, die
Klöster werden aufgehoben und zur Entschädigung verwendet werden.
Traurige Aussichten!
28.12.1797: Abends kam Herr Prälat von Schuttern in Petershof. Noch
immer ist das Stift Schuttern in Händen der Franzosen. General Dommartin
ist darin einquartiert, fordert täglich 60 Pfund Tafelgelder und läßt sich
nichtsdestoweniger von dem Stifte die Kost geben, ohne einen Kreuzer dafür
zu bezahlen. Alle Bemühungen und Vorstellungen, daß die Franzosen
das Stift Schuttern verlassen sollen, werden von diesen gar nicht geachtet.
2.1.1798: Vormittag prälatenständische Konferenz. Darin wird abgeschlossen
, eine Deputation nach Rastatt zu schicken, und zwar in der Person
des Herrn Prälaten Placidus von Schuttern und des fürstlichen sanbla-
sischen Geheimrates Herrn von Schlichtinsfeld (...) Heute kam doch endlich
die gewisse Nachricht, daß die Franzosen endlich die Abtei Schuttern
und die Ortenau geräumt hätten.
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