Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 317
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Der Rüster „ Musikbaron"

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im Familienschloss zu Rust. Hier lebte er ziemlich zurückgezogen, befass-
te sich mit der Verwaltung seines durch ererbte wie eigene Schulden sehr
belasteten Vermögens und frönte ansonsten seinen Hobbies. Zu seiner zunehmenden
gesellschaftlichen Isolierung trugen mehrere Faktoren bei:
Sein weitgehendes Desinteresse an standesgemäßen Vergnügungen wie der
Jagd oder dem geselligen Genuss geistiger Getränke, seine mit zunehmendem
Alter immer stärker ausgeprägte Angewohnheit, Besucher, ob sie
wollten oder nicht, in tiefschürfende Gespräche über Gott und die Welt zu
verwickeln, und schließlich wohl auch eine wenig standesgemäße, von der
Umwelt als skandalös empfundene Liaison.

Der Musikbaron starb am 3. Januar 1813 plötzlich und überraschend -
Todesursache war angeblich, wie man bei der Obduktion festgestellt haben
will, ein in die Luftröhre geratener Gallenstein.9

Musikalischer Bildungsgang

Böcklins musikalischer Werdegang ist nicht außergewöhnlich und durchaus
seinem Stand entsprechend. Der Vater scheint sein musikalisches Talent
früh erkannt und gefördert zu haben. Klavierstunden erteilte ihm in
Straßburg der nur rund zehn Jahre ältere Johann (Jean) Schobert (um
1735-1767). Daneben lernte der junge Musikbaron Geige, Viola d'amore,
Bratsche, Flöte und Klarinette und erhielt auch Gesangsunterricht. Im Jahr
1772 hielt er sich geraume Zeit als „Wirklicher diensttuender Kammerherr
" am württembergischen Hof auf. Für seine musikalische Entwicklung
wesentlich war die Bekanntschaft, die er mit dem Stuttgarter Hofkapellmeister
Niccolo Jomelli (1714-1774) machte, und der Unterricht, den er
bei ihm genoss. Jomelli sei, so wird berichtet, sehr von seinem Talent angetan
gewesen und habe zu ihm gesagt: „Ewig schade, daß nicht ein anderer
Ihre Talente besitzt, der sich bloß allein mit der Musik abgeben könnte
oder müsste. "I0 Anschließend setzte der Musikbaron seine Ausbildung bei
Franz Xaver Richter (1709-1789) fort, ehedem Mitglied der Mannheimer
Hofkapelle und seit 1769 Kapellmeister am Straßburger Münster. Auch
dieser habe große Stücke auf sein Talent gehalten und ihm geraten, zumindest
einen Teil seiner Zeit ganz der Musik zu widmen."
Durchaus renommierte und auch heute (wieder) anerkannte Lehrer hätte
Böcklin also gehabt, doch damit nicht genug. Um 1782 war er für rund ein
Jahr als Gesandter des Fürsten August-Friedrich von Anhalt-Zerbst in
Wien. Dort machte er nähere Bekanntschaft mit zahlreichen Musikern.
Darunter war auch Christoph Willibald Gluck (1714-1787), der ihn, wie
Kageneck zu berichten weiß, „beeinflußte und bei dem er viel über musikalische
Theorie gelernt hat. Zeitlebens haben die Stunden zu seinen
schönsten Erinnerungen gehört, in denen der große Mann ihm aus eigenen
Werken am Klavier vorspielte. "l2 Von Wien aus unternahm der Musikba-


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