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Christoph Schmider
ron Reisen nach Böhmen und Ungarn, nach Salzburg, Passau oder Regensburg
. Überall galt sein Interesse der Musik, von überall brachte er musikalische
Anregungen und Erkenntnisse mit.13
Seine ersten eigenen Kompositionen datieren wohl aus den 1770er Jahren,
und bis etwa 1790 soll er eine ganze Reihe von Werken geschrieben haben.
Der Artikel im „New Grove" nennt allein sieben Opern, mehrere Liedersammlungen
, Klavierstücke, dazu Sinfonien, Oden und Kirchenmusik. Erhalten
sind davon meines Wissens nur noch die 1775 in Freiburg erschienenen
„24 Lieder für Junggesellen", sowie einige wenige einzelne Lieder
sowie die um 1806 in Braunschweig erschienenen „Trios für Flöte, Viola
und Gitarre" op. 30. Die von ihm herausgegebene „Sammlung neuer Kla-
vierstuekke mit Gesang fuer das deutsche Frauenzimmer" aus dem Jahr
1784 enthält, soweit ich sehe, keine eigenen Werke Böcklins. Die Existenz
seiner Lieder dürfte die Musikgeschichte nicht wesentlich bereichern, sondern
für sie könnte vielleicht gelten, was der Musikbaron selbst in seinen
„Beyträgen" schreibt:
„Die Welt ist mit Musikalien (gleichwie mit Büchern) so häufig angefüllt
, daß man wenigstens zwey Drittel davon ausmustern könnte.
- Man findet darinn meistens so viel nachgemachtes und entlehntes,
daß die Anzahl der Urkompositionen sehr dünn gesäet ist. - Ueber
den vielen neuen Kompositionen vergißt man öfters der ältern, und
zuweilen doch bessern. "I4
Wesentlich interessanter als die Lieder wären beispielsweise die Opern -
die offensichtlich verloren sind. Der sich aufdrängende Verdacht, diese
Werke hätten gar nie existiert, sondern seien vom Musikbaron oder einem
seiner Biographen schlicht erfunden, ist jedoch nicht unbedingt stichhaltig:
Derlei Werke wurden in aller Regel für den Tagesbedarf geschrieben, einmal
oder allenfalls wenige Male aufgeführt und anschließend „entsorgt" -
sie waren Gebrauchsmusik, die regelrecht verbraucht wurde.
Kompositionen
Zu einem fundierten Urteil über Böcklins Fähigkeiten als Komponist zu
kommen, ist also ein schwieriges, wenn nicht aussichtsloses Unterfangen.
Die Lieder, soweit ich sie kenne, sind allesamt als „Dutzendware" anzusehen
, mit teils schlicht gebauten, teils recht erkünstelten, aber zumeist nicht
unsanglichen Melodien. Der Ambitus, der erforderliche Stimmumfang, ist
allerdings mitunter enorm. Harmonisch sind die meisten Stücke recht einfach
, bisweilen sogar primitiv, dabei sind sie jedoch nicht frei von handwerklichen
Fehlern. Christian Friedrich Daniel Schubart beurteilte die
„Lieder für Junggesellen" freundlich, doch zugleich recht kritisch:
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