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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 321
(PDF, 115 MB)
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Der Raster „Musikbaron"

321

„Gegenwärtige Mos freundschaftliche Briefe (...) hatte ich nicht zum
Drucke bestimmt: allein, weil uns von der edeln Tonkunst, besonders
von der, durch so viele Revolutionen und Verbesserungen so hochgestiegenen
neuern — eine Geschichte mangelt; - und vielleicht noch
lange Zeit über mangeln wird, (...) in diesen meinen Briefen aber
sich einige kleine Beyträge dazu vorfinden; - so ward ich (...) von
einigen meiner Korrespondenten in Wien und Berlin, Kennern dieses
Fachs, (ohnwiederstehlichst) ersucht: sie dem Publiko bekannt zu
machen. Möchten doch diese meine Skizen, und Bruchstücke der
Tonkunstgeschichte nur einigen Beyfall erhalten! Werde ich mich so
glücklich schätzen dürfen, dann sollen noch weit mehrere Briefe solcher
Art, und zwar ausführlichere nachfolgen. "I8

Skizzen und Bruchstücke sind es tatsächlich, was sich hinter diesen „Bey-
trägen" verbirgt. Die Adressaten der insgesamt 20 Briefe, Gräfinnen, Grafen
, Hofräte und dergleichen, sind nie mit vollem Namen genannt, und es
ist nicht ohne weiteres erkennbar, ob es sich bei ihnen um real existierende
oder fiktive Personen handelt. Immerhin dürfte als gesichert gelten, dass
Gräfin Maria Franziska von Kageneck geb. Freiin von Sturmfeder Adressatin
der Briefe Nr. 4 und 6 war.19 In manchen der Briefe schildert Böcklin
das Musikleben einer Stadt oder einer Region, in anderen entwickelt er seine
eigenen Vorstellungen von „richtiger" oder „ächter" Musik. Manche
dieser Ideen sind so sonderbar, dass mich hin und wieder das schon angesprochene
ungute Gefühl beschlich, es könne mit seinen Kenntnissen vielleicht
doch nicht ganz so weit her gewesen sein. Hätte Franz Ludwig Gerber
mit seinem - nicht wörtlich ausgesprochenen, aber deutlich implizierten
- Scharlatanerie-Vorwurf am Ende gar recht gehabt?

Gleich den ersten Brief an einen „H[er]rn Graf v. M." beginnt Böcklin
mit einer vehementen Verteidigung der Musik, der ich uneingeschränkt zustimmen
möchte:

„Ohnmöglich kann ich's begreiffen, wie es Menschen geben kann,
welche nicht nur gar kein musikalisches Gehör, sondern auch wirklich
die gröste Gleichgiltigkeit für ein harmonievolles Koncert besitzen
; ja wohl gar die feinste Musik einen vergeblichen Lärm, und die
grösten Tonkünstler ganz unnütze Glieder des Staates nennen! (...)
Ehemals wurde die Tonkunst unter vornehmen und gesitteten Leuten,
für eine nöthige Kunst gehalten, und im Gegentheil für ein Kennzeichen
schlechter Erziehung angesehen, wenn man darinn unwissend
war; wer nichts von Musik verstand, wurde gleich denen betrachtet,
welche weder schreiben noch lesen können. "20


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