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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 332
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Christoph Schnöder

Virtuosen unter den Liebhabern und Kennerinnen nennen und an-
rühmen. Welcher Schimmer wird nicht durch Tugend und Wissenschaften
über den Adel verbreitet - der erst liebenswürdig wird, -
wann er sich durch Verdienst und Rechtschaffenheit seines äußerlichen
Vorzugs - würdig gemacht hat. "53

Fazit

Ich hatte meine Ausführungen mit Gerbers vernichtendem Urteil über den
Musikbaron begonnen. Dieses Urteil war natürlich jedem anderen, der sich
mit Böcklin näher befasst hat, bekannt, doch ernstgenommen hat es offenbar
niemand. Auch ich hatte mich zunächst mit der Erklärung zufriedengegeben
, die man für diesen Ausfall gefunden zu haben glaubte: Der Musik-
baron hatte im fünften Brief seiner „Beyträge" beklagt, dass es in Deutschland
kein „vollständiges Künstlerlexicon" gebe und damit gezeigt, dass er
nichts von Gerbers Lexikon wusste.54 Gerber sei darüber so erbost gewesen
, dass er, gewissermaßen als Retourkutsche, in der Neuauflage den Musikbaron
nach allen Regeln der Kunst in die Pfanne gehauen habe. Den Beweis
, dass dem wirklich so gewesen sei, hat jedoch keiner geführt - und
die Konsequenz dieser Deutung hat offenbar auch noch niemanden gestört:
Dass man, um die Ehre des Musikbarons zu retten, Franz Ludwig Gerber
als überaus rachsüchtigen und nachtragenden Menschen hinstellen musste.

Diese gängige Erklärung krankt aber viel mehr an einem ganz anderen
Punkt: Konnte Böcklin das Gerbersche Lexikon überhaupt kennen? Dieses
erschien in mehreren Lieferungen in den Jahren 1790 bis 1792 in Leipzig.
Böcklin hatte sein Manuskript im Jahr 1789 abgeschlossen und das Vorwort
auf den 19. Dezember 1789 datiert. Und das sollte Gerber nicht aufgefallen
sein? Die Rachetheorie ist damit, meine ich, fürs erste erledigt.
Das hieße dann aber, Gerbers Kritik wäre so drastisch und ätzend ausgefallen
, weil er die ihm bekannten Böcklinschen Werke tatsächlich für so
schlecht hielt? Des Musikbarons Kompositionen taugten also wirklich
nichts? Und zu alledem seien auch noch die Schriften unzuverlässig? Das
hätte weitreichende Konsequenzen: Nicht, dass die südwestdeutsche Musikgeschichte
umgeschrieben werden müsste, wenn sich der Musikbaron
wirklich als eher eingebildeter denn gebildeter Musikkenner erwiese, aber
in Frage gestellt werden müsste doch so manches von dem, was sich maßgeblich
auf seine Angaben stützt.

Noch eine andere Beobachtung hat mich daran zweifeln lassen, ob die
geläufige positive Einschätzung des Musikbarons wirklich in allem angemessen
ist: Er habe, so vermeldet der Artikel im „New Grove", die Idee
des „Gesamtkunstwerks" vorausgenommen. Dies allein sicherte ihm bereits
einen dauerhaften Ehrenplatz in der Musikgeschichte, hätte er damit
doch diese Idee schon zu einem frühen Zeitpunkt angesprochen, Jahrzehn-


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