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Der Bühler Friedhof und seine Geschichte
Suso Gärtner und Egon Schempp
Die Grabdenkmäler auf dem im Jahre 1572 auf Kappler Gemarkung neu
angelegten Bühler Friedhof sind nicht nur Zeugnisse frommen Gedenkens
für die Verstorbenen, sondern haben auch seit langem als wertvolle steinerne
Urkunden das Interesse der Historiker und Kunstgeschichtler geweckt.
Im Jahre 1900 ließ der Mooser Pfarrer und Bühler Historiker Karl Reinfried
im Acher- und Bühler Boten eine Artikelserie unter dem Titel „Der
Bühler Friedhof und die Friedhofkapelle" in den Nummern 248-253 erscheinen
.' Fast ein Jahrhundert später im Jahre 1995 verfasste Sascha Falk
im Auftrag des Stadtgeschichtlichen Instituts eine umfangreiche Bestandsaufnahme
der kunsthistorisch bedeutsamen Zeugnisse: „Grab- und Gedenksteine
des Bühler Friedhofs".2 Eine Dokumentation der Grabinschriften
bis zum Jahr 1650 wird zur Zeit von der Inschriftenkommission der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften erstellt.
Der neue Friedhof auf dem Kappelrain
Die beiden Pfarreien Kappelwindeck und Bühl, zu denen früher auch Bühlertal
und Altschweier gehörten, waren im Mittelalter durch die Bühlot,
den mitten durch die heutige Stadt Bühl fließenden Bach, voneinander geschieden
. Ursprünglich gehörten zum Bühler Kirchspiel also auch die Teile
nördlich der Bühlot von Altschweier, Bühlertal und zeitweise auch der
Zinken Rittersbach sowie Hatzenweier.
Als im 16. Jahrhundert der alte Bühler Kirchhof (beim heutigen Rathaus
) „übergraben" war, schuf man 1572 den heutigen Gottesacker auf
Kappler Gemarkung für die Pfarreien Bühl und Kappel aus den Strafgefällen
der Gerichtsherren.3 Laut Inschrift auf dem alten Friedhofskreuz wurde
er am 17. April 1572 geweiht. Auch die Bühlertäler mussten 1607 zum
Gottesacker beisteuern.4
Einwohner, die über die notwendigen Mittel verfügten, konnten auch
danach noch für 4 Gulden in der Bühler Kirche oder für 1 Gulden auf dem
alten Kirchhof ihre letzte Ruhe finden. Doch ab 1782/83 wurden „gewöhnliche
Bühler Sterbliche" auf dem neu geschaffenen Gottesacker auf dem
Kappelrain bestattet. Das letzte Begräbnis in der alten Bühler Kirche war
nach Reinfried das des Pfarrers Johann Baptist Ge(e)nen (f 30. April
1799).
Das Kappler Kirchspiel hatte offenbar, wie es in einer Eingabe von
1796 heißt, sein Begräbnis danach wiederum bei der Kappler Kirche.5
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