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Sklavenarbeit in Offenburg: Der Weg des KZ-Häftlings Marko Moskowitz
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Einzelerfahrung verwiesen: „Man kann nur bedauern, daß es so lange gedauert
hat, bis sich die Einsicht in die Notwendigkeit, das Zeugnis der
Überlebenden als unersetzliches Vermächtnis festzuhalten, durchgesetzt
hat. Auch wenn so viele von ihnen inzwischen gestorben sind und nicht
mehr befragt werden können, bleibt es die Aufgabe - nicht nur der Historiker
, sondern der ganzen Gesellschaft - ihren weniger und leiser werdenden
Stimmen Gehör zu verschaffen. Denn erst wenn es gelingt, das Stereotyp
,KZ = Leichenberge' aufzubrechen und hinter den Schreckensbildern die
Opfer als Subjekte, als Individuen mit unterschiedlichen Lebensgeschichten
sichtbar zu machen, kann ihr Zeugnis Eingang in das Bewußtsein der
Mehrheit der Bevölkerung finden."48
Anmerkungen
1 Siehe als grundlegende Studie vor allem Boll, Bernd: „Das wird man nie mehr los ..."
Ausländische Zwangsarbeiter in Offenburg 1939 bis 1945, Pfaffenweiler 1994, bes.
321-337; sowie darauf aufbauend Ruch, Martin: Verfolgung und Widerstand in Offenburg
1933-1945, Offenburg 1995, bes. 200-204.
2 Siehe ebd., wo eine Gräberliste mit 52 Toten sowie das Zeugnis des ehemaligen Häftlings
Sigmund Nissenbaum publiziert ist. Boll, dessen Beschäftigung mit dem Flossenbürger
Transport vor allem auf Ermittlungsakten aus dem Jahr 1972 zurückgeht, wollte
seinerzeit die Namen der aussagenden ehemaligen Häftlinge offenbar nicht veröffentlichen
, sie bleiben somit anonym.
3 United States Holocaust Memorial Museum/Archives, RG-50.472*0005 (Interview
with Marko Moskowitz, im Folgenden dieser Titel). Das Transkript der ebenfalls vorliegenden
Tonbandaufnahme umfasst 25 Seiten.
4 Zu Leben und Werk von Boder siehe http://voices.iit.edu/boderbio.html [Zugriff:
27.2.2004]. Sein umfangreicher wissenschaftlicher Nachlass, so auch die Originalmaterialien
zu dem hier relevanten Interviewprojekt, befindet sich in den Archives of the
History of American Psychology an der University of Akron, Ohio.
5 Boder, der ursprünglich aus dem lettischen Libau stammte, war der deutschen Sprache
mächtig. Er hatte 1905/1906 als Schüler von Wilhelm Wundt in Leipzig studiert und
später in der Sowjetunion und sowie nach seiner Emigration 1926 auch in den USA
deutsche Literatur unterrichtet.
6 Die Galvin Library des Illinois Institut of Technology hat im Jahr 1998 70 dieser Interviews
unter dem Projekttitel Voices of the Holocaust für das Internet aufbereitet. Siehe
http://voices.iit.edu.html [Zugriff 27.2.2004].
7 Boder, David P: I did not interview the dead, Urbana 1949. Siehe vor allem Vorwort
und Einleitung, die über die Hintergründe des Interviewprojekts Aufschluss geben.
8 Interview with Marko Moskowitz, 10 (2933).
9 KZ-Gedenkstätte Flossenbürg: Häftlingsnummernbücher des KZ Flossenbürg. Die Originale
der Bücher befinden sich in den National Archives/Washington, USA. Siehe dazu
: Ibel, Johannes: Die Häftlingsdatenbank der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, in: Gedenkstätten
-Rundbrief Nr. 115, 10/2003, 3-13. Als Name ist bei seinem Eintrag genannt
„Mosche Moskovics". Als Geburtsdatum wurde der 15.5.1917 vermerkt. Dabei
handelt es sich entweder um ein Versehen oder einen Schreibfehler oder aber um das
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