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Freimaurer in der Ortenau
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vielfach geänderten Münsterbaues. Insbesondere die Münsterportale und
die weltberühmte Rosette wurden, wie auch die Erwinssäule, noch zu seinen
Lebzeiten ausgeführt. Dass er im Jahre 1276 eine Konferenz der Baumeister
aus Deutschland, Frankreich, England und Italien nach Straßburg
einberufen haben soll, schließt die legendäre Verbindung zur Freimaurerei.
Als Erwin von Steinbach verstarb, soll er seinem Wunsche gemäß gegenüber
der Rosette des Münsters, mit Blick auf diese, gelegen haben. Die Legende
erzählt, dass in den Pupillen des Verstorbenen das farbige Spiel der
Münsterrosette, entsprechend dem letzten Blick des großen Baumeisters,
zu sehen gewesen sei.
Maurer-Jubiläum
Im August 1871 erfolgte durch die Lahrer Loge der Beschluss, zur Errichtung
einer „Kleinkinderbewahranstalt" (Kindergarten) in Lahr ein geeignetes
Grundstück anzukaufen. Es wurde in der Rappenvorstadt gefunden und
zum Preis von 6.250 Gulden erworben. Da jedoch zwischenzeitlich die
Stadt Lahr beschlossen hatte, ebenfalls einen Kindergarten einzurichten,
ließ man den Plan später wieder fallen. Das Grundstück musste leider mit
Verlust wieder veräußert werden.
Im Dezember 1871 konnte der Meister vom Stuhl, Christian Siefen,
sein 25-jähriges Maurerjubiläum feiern. Ein silberner Pokal war die Ehrengabe
der Lahrer Bauhütte, welche ein 18 Punkte umfassendes Festprogramm
durchführte. An diesem Tag wurde erstmals Suchenden (Aufnahme
begehrenden) das maurerische Licht (die rituelle Aufnahme) nach dem
neuen Freiburger Ritual erteilt.
Am 11. März 1873 zeigten dann die Kehler Brüder an, dass ihr Kränzchen
den Charakter einer Loge annehmen und sich ebenfalls der Großloge
„Zur Sonne" in Bayreuth anschließen wolle. Am 18. Oktober 1873 erfolgte
die Lichteinbringung in Kehl, an welcher sich auch die Lahrer Brüder recht
zahlreich beteiligten. Den „ersten Hammer" der neu errichteten Bauhütte,
welche damals 26 Brüder zählte, führte Bruder Durain. Ihm persönlich, sowie
seiner Loge, wurde die Ehrenmitgliedschaft der Lahrer Bauhütte verliehen
. In der Gemeinschaft wehte ein brüderlich-anregender Geist, der der
gesunden Entwicklung maurerischer Grundsätze freien Raum ließ. Das
Jahr 1875 brachte dann eine gewisse Trübung der Verhältnisse, hervorgerufen
durch Spannungen unter einzelnen Brüdern, mit sich. Die Auseinandersetzungen
endeten damit, dass sich ein Bruder von der Lahrer Bauhütte
getrennt hat. 40 Meister, zehn Gesellen und 15 Lehrlinge füllten damals
die Kolonnen der Lahrer Loge, welche 1876 wiederum das Johannisfest
gemeinsam mit den Kehler Brüdern feierte.
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