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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 414
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Ralf Bernd Herden

Der Terror der Hitler-Banden führte letztendlich zu einer, mehr als ein ganzes
Jahrzehnt dauernden, gänzlichen Dunkelheit ...

Die letzten vorhandenen Jahresberichte der Lahrer Bruderschaft stammen
aus den Jahren 1930 und 1933. Am 20. April 1933 muss sich die Lahrer
Bruderschaft dem Terror der NS-Gewalthaber beugen und sich „freiwillig
auflösen". Bereits im Februar 1933 hatte die Großloge in Bayreuth vertraulich
mitgeteilt, dass die Gestapo die Liquidierung aller Logen plane. In
hämisch-gehässigem Tonfall berichtet das NS-Organ „Der Führer" über
die Auflösung, nicht ohne die Gelegenheit zu nutzen, einige der Brüder namentlich
und öffentlich zu diffamieren. Niedrige Instinkte waren zu Unterdrückern
humanitärer Ideale geworden.

Das maurerische Licht war erloschen. Die Gestapo beeilte sich, die freimaurerischen
Gebrauchsgüter, insbesondere die Ausstattung des Tempels,
sowie Rituale und Lehrbücher zu beschlagnahmen. Die Loge wurde gezwungen
, das Haus zu veräußern, Archiv und Bibliothek fielen in die
schmutzigen Hände brauner Schergen.

Im Jahr 1937 zwang die Gestapo beispielsweise den verdienstvollen
Bruder Adolf Kutteroff, den früheren Vorsitzenden des ebenfalls zwangsaufgelösten
Kränzchens „Offene Burg zur Erkenntnis", die ehemaligen Logenmitglieder
anzuschreiben. „Logenmaterial, Zeitschriften etc. sind bei
der Gestapo Offenburg, Bezirksamt, Zimmer 25, binnen acht Tagen abzuliefern
." Doch Bruder Paul Kutteroff war nicht der einzige der Lahrer Brüder
, der direkt den Maßnahmen eines entmenschlichten Systems ausgeliefert
war. Sämtliche Mitglieder des Beamtenrates - und nicht nur sie - waren
teilweise mehrfachen, rabiaten Hausdurchsuchungen ausgesetzt. Mit
akribischer Verfolgungswut machten es sich groß gewordene Kleingeister
zur Aufgabe, alles zu beschlagnahmen, was auch nur im Entferntesten mit
Freimaurerei zu tun hatte. Bei Bruder Max Meurer wurde selbst das Buch
„Goethe als Freimaurer" beschlagnahmt. Die Loge, als kleine Gemeinschaft
wehrlos, war zu einem beliebten Ziel nationalsozialistischer Willkürmaßnahmen
geworden.

Am 20. Mai 1933 schrieb der Kreisleiter der NSDAP, Karl Franck6,
über Bruder Nägele an die Gauleitung: „Nägele war lange Jahre Meister
vom Stuhl ... Seine berufliche Ausbildung entspricht nicht den gestellten
Anforderungen (Städt. Oberbaurat) ... halten wir es doch für notwendig,
dass derselbe zunächst in seiner Gehaltsstufe herabgesetzt und an einen anderen
Posten versetzt wird." Kaum zu glauben, dass der halbgebildete Agitator
Franck selbst in der Lage gewesen ist, den zitierten, vermeintlich
sachlichen Brief zu verfassen ... Bruder Nägele war damals bereits 60 Jahre
alt, und er war es, welcher die historische Wiederherstellung des „Alten
Rathauses" in Lahr durchgeführt hat.

Bruder Richard Nestler, Fabrikant in Lahr, erhielt am 11. Dezember
1934 folgendes Telegramm: „geheime Staatspolizei mitteilt dass inhaber


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