Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 418
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Ralf Bernd Herden

nur die Ablehnung aller gegen die Juden gerichteten Aktionen, was man auf
die „philanthropischen Grundlagen der Freimaurerei" zurückführte.

Der „Mangel eigener Organisationen" sei für „unverbesserliche Freimaurer
" oft ein Grund, sich anderen, oppositionellen Gruppen anzuschließen
. Hier wurde vor allem die Unterstützung der oppositionellen Kirchen
beklagt. Dem Nationalsozialismus feindlich gesinnte Angehörige der „altpreußischen
Logen" würden sich verstärkt sog. „reaktionären Verbänden"
anschließen.

Große Fortschritte, berichten die SS-Spitzel stolz, würde die antifrei-
maurerische Propaganda machen. Gelobt wird insbesondere das „Logenmuseum
" in Nürnberg, das die Nazis errichtet hatten und das angeblich
erstmals die breite Öffentlichkeit umfassend über die „jüdischen Ideen und
Ziele der Freimaurerei" unterrichtet. Dass es in Bayreuth bereits seit langem
ein Logenmuseum gegeben hatte, das die Nazis brutal ausplünderten
und damit unwiederbringliche Werte zerstörten, wurde selbstverständlich
verschwiegen.

Schwer lastete man den Freimaurern auch an, dass amerikanische Brüder
, um den verfolgten Brüdern im „ins Reich heimgekehrten Österreich"
zu helfen, rund 20.000 Dollar gesammelt hatten. Heftige Kritik erntete
auch die Schweizer Großloge „Alpina", die sich in zahlreichen Zusammenkünften
mit „deutschfeindlichen Themen" befasst haben soll.

Der 1. Vierteljahresbericht des Jahres 1939 enthält keinerlei Hinweise auf
die deutsche Freimaurerei mehr, allerdings zahlreiche Hinweise auf das Logenverbot
in Polen und die erzwungene Selbstauflösung der Freimaurerei in
der Tschechoslowakei. Heftige Angriffe richten sich wiederum gegen die
Brüder in den USA und in der Schweiz, die sich oft gegen den Nationalsozialismus
engagieren würden. Auffällig sei auch, dass die „größten, englischen
Hetzer gegen Deutschland", Winston Churchill und Antony Eden, Hochgradfreimaurer
seien. Bis zum Januar 1940 schweigen dann die Lageberichte
des SD. Entweder es war den Nationalsozialisten gelungen, tatsächlich jede
Form freimaurerischer Zusammenkünfte zu verhindern, oder die Bruderkette
lebte im Stillen verborgen weiter. Im Januar 1940 wird dann jedoch
wieder behauptet, die schlechte Kohlenversorgung Berlins sei insbesondere
auf Sabotageakte ehemaliger Freimaurer zurückzuführen. Dies mag vielleicht
damit zusammenhängen, dass nach Ansicht der Nazis insbesondere
bei der Reichsbahn viele Freimaurer tätig gewesen sein sollen.

Die Freimaurerei findet erst im April 1940 wieder Eingang in die Lageberichte
. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Dänemark soll
ein Kreisleiter der NSDAP-N (wohl der NSDAP-AO (Auslandsorganisation
), welche auch in Nordschleswig tätig war) eigenmächtig die Räume
der Loge in Apenrade durchsucht haben. Dabei könnte es sich um die Räume
der 1899 in Apenrade gegründeten Loge „St. Nicolaus" handeln, einer
Johannisloge, die „Det Danske Frimurerlaug G.F & A.M." angehört.


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