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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 435
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Die Grimmelshausenfeiern in Renchen 1876 und 1879 in ihrem historischen Kontext

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Sehr wirkungsvoll war zum Beispiel die Schilderung des Grimmels-
hausenschen Wappens; es enthalte zwei ausgebreitete Flügel - „so
wie sie heut die Herren Eisenbahnbeamten tragen " - weil der Herr
von Grimmelshausen hoch auffliegen wollte, und drei gekrümmte
Nägel, weil er die Pfaffen und Deutschenfeinde mit scharfen Krallen
anpackte.

Diese kleine Stichelei gegen den Klerus konnte der ehemalige Volksheld
von 1849 dann doch nicht unterdrücken. Ernst gemeint war sie wohl kaum.
Es gehörte schon viel Phantasie dazu, die Wolfsangeln in Grimmelshausens
Wappen als gekrümmte Nägel zu verstehen.

Friedrich Geßler umriss in seiner Rede den zeithistorischen Umkreis der
Schriften Grimmelshausens. Den Kern bildete jedoch, wie Erich Schmidt
berichtete, „eine sorgfältige Inhaltsangabe des Simplicissimus". Als Experte
in Sachen Grimmelshausen und Moscherosch war Schmidt drei Jahre
später, bei der Einweihung des Denkmals 1879, noch voll des Lobes über
die Rede Geßlers:21

Damals hat ein um Grimmelshausens Andenken hochverdienter
Mann sein Leben und seine Werke mit der anschaulichsten Frische
eingehend geschildert.

Auch bei ihm achtete man genau auf die politischen Zwischentöne. So berichtete
die Straßburger Zeitung:22

In Verbindung mit der Lebensgeschichte Grimmelshausens gab Herr
Geßler ein Bild der Zeit, in der der Dichter lebte, sowie des damaligen
Standes der deutschen Literatur, welche durch den „Simplicissi-
mus" in so tiefwirkender Weise bereichert wurde. In seiner überall
sachlich gehaltenen Rundschau citirte der Redner zur Veranschaulichung
des großartigen Humors Grimmelshausen 's mehrfach wörtliche
Stellen aus seinen Werken und betonte mit besonderem Nachdrucke
dessen deutsch-patriotisches Wirken im Dienste des damaligen
Bischofs von Straßburg, jenes Egon von Fürstenberg, der, kaum ein
Jahrzehend später Ludwig XIV. an den Pforten des Münsters mit jener
sattsam bekannten Wiederholung eines Bibelwortes empfing.

Die aufwühlenden Ereignisse des deutsch-französischen Krieges und die
Siegesfeiern hallten nach, von Straßburg aus gesehen verständlicher Weise
besonders. Geßler vergaß offenbar nicht, die Ereignisse bei der Kapitulation
Straßburgs 1681, die Begrüßung Ludwigs XIV. durch Franz Egon von
Fürstenberg vor dem Münster und sein Zitat von Luk. 2: 29-30: Herr, nun
lässest du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine


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