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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 491
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Roberl Schuman und Heins Furier

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Bundesrepublik zu belasten. Die diskriminierenden alliierten Kontrollen
der Ruhrindustrie entfielen, ebenso Demontagen und Produktionsbeschränkungen
. Durch die Zusammenarbeit und einen gemeinsamen Markt für die
benötigten Rohstoffe ließ sich die Wirtschaftskraft stärken. Der Schuman-
Plan wurde zur „Geburtsstunde für die französische Europapolitik"22. Da
die geplante Gemeinschaft für Kohle und Stahl für weitere Länder geöffnet
werden sollte, war ein erster Schritt zur wirtschaftlichen Integration vollzogen
, aber nach Monnet eine Dynamik hin zu einer politischen Vereinigung
Europas eingeleitet:

Europa wird nicht mit einem Schlage zustande kommen und nicht als
Gesamt-Konstruktion. Es wird durch konkrete Verwirklichungen entstehen
, die zunächst eine praktische Solidarität schaffen.27,

Konrad Adenauer war während einer Kabinettsitzung am Morgen des
9. Mai über den Schuman-Plan informiert worden und stimmte dem Plan
sofort „aus ganzem Herzen" zu.24 Am Abend des gleichen Tages berief
Adenauer eine Pressekonferenz ein, deren außerordentliche Bedeutung er
dadurch unterstrich, dass alle Minister anwesend waren. Er gab die Zustimmung
des deutschen Kabinetts zum Beitritt in den Europarat bekannt
und begrüßte den französischen Plan: Er sei „ von der denkbar größten Bedeutung
für die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich und für
die gesamte europäische Entwicklung" und ein „großherziger Schritt
Frankreichs und seines Außenministers Schuman gegenüber Deutschland
und der europäischen Frage"25. Alle Probleme würden erstmals im Geist
der Partnerschaft und Gleichberechtigung gelöst. Da auch die Saarproduktion
unter diesen Plan falle, könne ein wesentliches Moment der Entfremdung
zwischen Deutschland und Frankreich beseitigt werden.

Der „Vertrag über die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl"
wurde am 18. April 1951 im Beauvais-Salon des Quai d'Orsay, dem Sitz
des französischen Außenministeriums, unterzeichnet. Außer Frankreich
und Deutschland traten Italien und die drei Beneluxländer Niederlande,
Belgien und Luxemburg der Montanunion bei. In Deutschland trug die
SPD-Fraktion die parlamentarische Ratifizierung des Vertrags über die
Montanunion nicht mit. Die Sozialdemokraten kritisierten, dass mit dem
Vertrag die deutsche Spaltung vertieft und der Ost-West-Gegensatz verschärft
werde. Außerdem drohe ein „Europa der Stahlbarone".26

Die Montanunion verlor schon in den 50er Jahren an Bedeutung. Auf
dem Energiesektor lösten zunehmend Öl und amerikanische Importkohle
die heimische Kohlenförderung ab. Damit zeichneten sich Zechenstill-
legungen mit weitreichenden sozialen Folgen ab, für die Lösungen im Ministerrat
gesucht werden mussten. Die Hohe Behörde, die wegen der hart
aufeinanderprallenden nationalen Interessen keine Lösungen vermitteln


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