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Rezensionen
alleinige Trägerschaft des Ortenaukreises
über.
Besonders breiten Raum nimmt ab
1988/89 dann der „Kampf um den Erhalt
des Krankenhauses in Euenheim" ein, der
trotz Bürgerinitiativen, Fördervereins und
intensiver Bemühungen auf vielen politischen
Ebenen zum Zeitpunkt der Drucklegung
2002 noch nicht beendet war. Das
Buch von Michael Hecht zeigt am Beispiel
des Ettenheimer Krankenhauses
exemplarisch das Schicksal der „kleineren
Krankenhäuser" in der gegenwärtigen, auf
Konzentration bedachten, Gesundheitspolitik
auf.
Bernhard Littenweiler
Fuchs, Francois- Joseph: Nouvelles
sources illustrant le rayonnement artis-
tique de Strasbourg au dehnt du XVII-
Ie siecle. In: Cahiers alsaciens d'arche-
ologie, d'art et d'histoire, Bd. XLVI
(2003), Seite 55-85.
Das Archiv der Stadt Straßburg birgt
eine Fülle von Handschriften, die nur allmählich
aufgearbeitet werden können und
manchmal für Überraschungen gut sind.
Die kontinuierliche Erschließung der
deutschsprachigen Handschriften wird dadurch
erschwert, dass in Straßburg nur
noch wenige Archivare und Bibliothekare
vorhanden sind, die neben den nötigen ar-
chivalischen und diplomatischen Kenntnissen
die mittel- und frühneuhochdeutsche
Sprache in altdeutscher Schrift lesen
können. Auf diesem Gebiet hat sich Fra-
ncois-Joseph Fuchs, der frühere Direktor
der Archives municipales, durch eine Reihe
von Publikationen ausgezeichnet, die
eine Vorliebe für Themen im kulturellen
Grenzraum zwischen Deutschland und
Frankreich anzeigen. So hat Fuchs schon
1965 eine Studie über die Zuwanderung
deutscher Handwerker nach Straßburg im
16. Jahrhundert vorgelegt: L'immigration
artisanale ä Strasbourg de 1544-1565. In:
Artisans et ouvriers d'Alsace 1965, S.
185-195 (Publications de la Societe sa-
vante d'Alsace et des regions de l'Est Bd.
IX). Er verfolgte mit dem vorliegenden
Beitrag dieses Thema weiter, jetzt für den
Zeitraum zwischen 1716 und 1724. Straßburg
zog zu allen Zeiten deutsche Handwerksgesellen
an. Es galt diesseits des
Rheins als Zentrum der anspruchsvolleren
, ins Künstlerische gehenden Handwerke
. Das galt nach 1681 nicht weniger
als zuvor. Die Unterordnung unter französische
Souveränität war für das soziale
Leben aller Stände der Stadt weniger bedeutsam
, als es aus der vom Nationalstaat
geprägten späteren Perspektive erscheinen
mag. So bewahrten auch die Handwerker
ihre Zunftordnungen und ihre Vorrechte.
Francois-Joseph Fuchs wertete die in
deutscher Sprache verfassten Protokollbücher
der Zunft zur Stelz (L'echasse) aus.
Sie haben sich nur für den angegebenen
Zeitraum erhalten. In der Zunft zur Stelz
waren anspruchsvolle Berufe versammelt,
Gold- und Silberschmiede, Buchdrucker,
Buchbinder, Glaser, Maler und so genannte
„Kartenmacher", Graphiker, wie wir
heute sagen würden. Eine Ausbildung in
Straßburg galt viel. Entsprechend groß
war die Zahl der Lehrlinge und Gesellen,
die von ihnen aufgenommen werden wollten
.
Der erste Teil der Studie beschreibt die
geltenden Regelungen für die Lehrzeit
nach der Zunftordnung, für die Aufnahme
in die Zunft, das zu entrichtende Lehrgeld
und, besonders ausführlich, die Regeln für
die Anfertigung und die Anerkennung eines
Meisterstücks durch eine Kommission
. Der zweite Teil bringt die Listen von
mehreren hundert Lehrlingen mit den Angaben
zum Namen, zum Handwerk, zur
Herkunft, zu früheren Lehrzeiten und den
Namen der Straßburger Meister. Für die
Leser der „Ottenau" sind die Zugänge aus
dem Grenzgebiet am Rhein von besonderem
Interesse. Zwei angefügte Register
der Herkunftsorte und der Namen der
Auszubildenden erleichtern genealogische
, kulturgeographische und historische
Studien.
Walter E. Schäfer
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