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Rezensionen
Zählung aufzuarbeiten. Wie schon Werner
entdeckte Dugrillon, dass „Robert Rath"
ein Pseudonym darstellt und einige andere
Personen sowie auch Orte erfundene Namen
tragen. Detektivisch entschlüsselte er
den Text, verifizierte seinen Inhalt durch
umfangreiche Recherchen auch im europäischen
Ausland und in Amerika und
verfasste danach die breit angelegte Familiengeschichte
der Reiningers aus Ulm bei
Renchen, deren Mitglieder während der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fast
alle nach Amerika emigrierten.
Im Mittelpunkt steht Albert, der sich
als Verfasser seiner Biographie „Robert
Rath" nennt. Er setzt sich schon in den
Volksschuljahren in den Kopf, einmal
Priester zu werden, aber trotz guter Noten
findet er keinen Gönner. Daher erlernt er
nach Schulabschluss das Bäckerhandwerk
. Unzufrieden mit seinem Werdegang
, folgt er dem Rat seines Bruders
Theodor - er ist der Abenteurer in der Familie
- zu ihm nach Amerika zu kommen.
Aber auch in der neuen Welt türmen sich
Hindernisse vor seinem Ziel auf, und nur
mit seiner Schwarzwälder Beharrlichkeit
und der Unterstützung Einzelner und religiöser
Gemeinschaften kommt er langsam
voran. Nach zwölf Jahren großer Mühen
kann er endlich seine Primiz feiern.
Bis zu seinem goldenen Priesterjubiläum
1931 betreut er 5 Pfarreien und ein
Krankenhaus, nicht immer zur vollen Zufriedenheit
seiner Schäfchen oder gar seiner
Vorgesetzten.
Während dieser Jahre kommen seine
Eltern und drei seiner Geschwister aus
Ulm nach; als Albert 1941 -nun der älteste
Priester der Diözese Milwaukee -
stirbt, hat er sie alle überlebt.
Das sehr empfehlenswerte Bändchen
überrascht mit einer Menge Informationen
zum Problem Auswanderung, besonders
über die ethnische, religiöse und politische
Situation der deutschen - und darin
eingeschlossen der ursprünglich rein badischen
- Gemeinden in den USA.
Karl Maier
Geroldsecker Land. Jahrbuch einer
Landschaft. Heft 46, 2004.138 Seiten.
Schwerpunktthema des Jahrbuchs 2004
ist die Beziehung zwischen Baden und El-
sass und darüber hinaus zu Frankreich und
Europa. Drei Arbeiten betreffen den vor
100 Jahren in Lahr geborenen Hans Furier.
Thorsten Mietzner skizziert den Juristen
Furier als engagierten Fürsprecher einer europäischen
Integration mit politischen Visionen
. In zwei Beiträgen zum Scheffel-
Gymnasium in Lahr aus den 50-er Jahren
kommt Furier selbst zu Wort. Christel Seidensticker
belegt mit Anzeigen aus der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts die Verbindungen
zwischen Lahr und Straßburg. Es
gab hier damals mehr Beziehungen als zu
Freiburg. Annette Motz schildert das „Hineinwagen
" in Europa aus ihrem persönlichen
Erleben heraus. Verschiedene Mottos
- als Zitate - unterstreichen die „Gedanken
einer jungen Europäerin". Von einem
geglückten „Hineinwagen" berichtet
Martin Frenk: Seit einem halben Jahrhundert
besteht eine badisch-elsässische
Freundschaft im Bereich des Pferdesports.
Auf badischer Seite ist Meißenheim einer
der Hauptstützpunkte.
Von Gerhard Finkbeiner wird über
hundert Jahre Ausflugsverkehr in der
Landschaft um Schweighausen berichtet.
Das besonders Reizvolle dieser Landschaft
hatten auch die Maler Wilhelm Wi-
ckertsheimer (Lahr) und Willi Hensel-
mann (Offenburg) erkannt. Zwei Gemälde
von ihnen illustrieren diesen Beitrag. Hier
sollte sich auch der Bogen spannen zwischen
Wickertsheimer, einem Verfechter
des Naturschutzes, und dem Programm
„Offenhaltung der Landschaft", das im
Artikel des Landrats („Aus der Kreispolitik
") vorgestellt wird. Ein kleiner Streifzug
durch das alte Geroldsecker Herrschaftsgebiet
erinnert an einige geschichtliche
Ereignisse. - Ekkehard Klein geht
mit der Namenstagsfeier von 2003 in
Schuttern der vielleicht 1400-jährigen Geschichte
des Klosters nach und diskutiert
die immer wieder interessanten Gesichts-
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