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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 576
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576

Jahresbericht 2003/2004

Dem Entdecker und Geographen der deutschen
Literatur Walter Ernst Schäfer zum 75. Geburtstag

„Der Forscherdrang ist nun erloschen,
ich höre auf zu moscheroschen "
(Walter E. Schäfer hei seiner Pensionierung)

Am 29. Dezember 2003 ist der Literaturwissenschaftler Professor Dr. Walter Ernst Schäfer
75 Jahre alt geworden. Es sei mir gestattet, ihm nachträglich im Sinne des Nobelpreisträgers
für Literatur, Elias Canetti. der die öffentliche wissenschaftliche Anerkennung durch
Kollegen als bestes Geburtstagsgeschenk bezeichnete, durch die „Ortenau" ein solches Geschenk
zu überreichen.

Beinahe wäre ich ein Schüler von Walter Ernst Schäfer geworden, hätte er um die Mitte
der sechziger Jahre die Stelle als Lektor für deutsche Sprache angenommen, die ihm im
Auftrag des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) an der Universität Bari
in Italien, an der ich damals Germanistik studierte, angeboten worden war. Den Sprachlehrer
, den ich nie hatte, traf ich gut ein Jahrzehnt danach in Münster in Sachen Grimmelshausen
, als er dort anlässlich der 300. Wiederkehr des Todesjahres des großen Barockerzählers
uns Anwesende belehrte, dass Satire bei Grimmelshausen etwas Spezifisches ist. deren
naiv-kluge, entlarvende Komik stets auf die conditio humana zielt und daher bis heute trotz
aller Gattungstraditionen mit dem Namen Simplicissimus-simplicianisch in der deutschen
Literatur identifiziert wird.

Seit jenem Sommer 1976 ist der Gedankenaustausch mit dem badischen Kollegen nie
mehr abgebrochen, er hat sich vielmehr bei Tagungen, in den Vorstandssitzungen der Grimmelshausen
-Gesellschaft, in Briefen und Privatgesprächen produktiv entwickelt. Die stets
fundierten Bemerkungen des älteren regten mich jüngeren Kollegen immer wieder zu erneutem
Nachdenken an, zumal dessen Lust am Forschen in Bibliotheken und Archiven, in
Deutschland sowie in Frankreich, gleichsam diesseits und jenseits des Oberrheins, meine
uneingeschränkte Bewunderung erzeugt hatte.

Nach seinem Ausscheiden aus der Lehre war ich zunächst ein wenig besorgt, da er mir
bei Gelegenheit immer wieder mitteilte, dass er mit den Jahren nicht mehr die Kraft hätte,
große Forschungsprojekte zu verfolgen, dass er bald aufhören würde zu publizieren, zumal
inzwischen alles online liefe und seine maschinenschriftlich eingereichten Arbeiten von
vielen Zeitschriftenredaktionen nicht mehr sofort angenommen würden.

Es dauerte ein wenig, bis ich die minimalisierende Rhetorik der Selbstdarstellung verstand
. Denn trotz aller Klage produziert Walter Ernst Schäfer als gelehrter (Un-)Ruheständ-
ler von Jahr zu Jahr eine so beachtliche Liste von wissenschaftlichen Arbeiten, dass man
ihm gerne einen zweiten Lehrstuhl für Germanistik anvertrauen würde, damit er - ohne lästigen
Verwaltungskram, versteht sich - weiteren Generationen sein Wissen, seine Arbeitsweise
und seine Freude am Forschen mitteilt.

Wenn ich nur seine Publikationen der letzten fünf Jahre (Liste im Anhang) aus dem Gedächtnis
abrufe, dann fallen mir mindestens drei Beiträge von ihm sofort ein, die innovatorisch
sind, weil sie bisher Unbekanntes entdeckt und es literaturwissenschaftlich sowie textphilologisch
und kulturgeschichtlich systematisiert haben. Auch wenn diese Arbeiten vielen
Nicht-Barock-Spezialisten in der Germanistik wahrscheinlich unbekannt geblieben sind,
waren sie für die Barockforschung mit Schwerpunkt Oberrhein-Grimmelshausen-Mo-
scherosch folgenreiche Studien, welche als solche sofort wahrgenommen und geschätzt


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