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Dieler Weis
Kirche und Bad. Staat, der sich vielleicht auch in dieser Angelegenheit
auswirkte, denn die staatlichen Stellen unterstützten das Vorhaben im Sinne
von Dekan Sauer. Der Altarschrein war zwar dringend reparaturbedürftig
, stand aber nach der späteren Renovation noch bis zum Ende des
2. Weltkrieges in der Rosenkranzkapelle des Breisacher Münsters. Er kann
sich deshalb nicht in einem so katastrophalen Zustand befunden haben wie
behauptet. Durch Kriegseinwirkung und Unverstand ging der Schrein in
Breisach schließlich zugrunde.37
„Heiligenbilder"
Am 9.10.1872 berichtete der Kippenheimer Pfarrer Josef Maier dem Erzbisch
. Kapitels-Vikariat:38 „In den oberen Dachräumen des Pfarrhauses da-
hier stehen mehrere Statuetten aus Holz: Kirchenheilige und Engel darstellend
, mehrerentheils zum Theil oder auch sehr verstümmelt, deren frühere
Verwendung und ursprünglicher Standort Niemand mehr recht erinnerlich
ist, wahrscheinlich waren sie früher Zierden auf Altären in der Pfarrkirche,
statt welcher Altäre s.g. Marmoraltäre kamen. In unserem Urtheile über
bildende Kunst nicht sicher, wollten wir darüber nicht berichten, bis wir
Gelegenheit fänden, einen Kunstkenner darüber zu hören. Dieß geschah
nun jüngst, indem Herr Erzb. Bauinspektor Engesser bei anderer Geschäftsvornahme
hierher kam, und den wir zur Besichtigung genannter
Kirchengegenstände und Urtheilsabgabe darüber einluden. Allein der geehrte
Herr erklärte sämtliche Statuetten für reine Zerrbilder, die gar keinen
Kunstwerth haben und hinweggeschafft werden sollten, damit sie vor möglicher
Verunehrung geschüzt werden. Wir fragen nun gebührend an, was
wir mit diesen ehemals zu hl. Gebrauch dienenden Gegenständen anfangen
sollen, wobei wir jetzt schon erklären uns erlauben, dass dieselben einer
öffentlichen Versteigerung aussezen bei der Verschiedenartigkeit der Con-
fessionen hier wir für rein unthunlich halten. Noch mehr aber sträubt sich
unser pietätischer Sinn dagegen, dass man diese Statuetten zerschlagen lassen
u. wie gewöhnliches Material zum Eigennuz verbrennen soll.
Es ist möglich, dass man eine oder andere in ein frommes katholisches
Haus unterbringt, deren Bewohner sie herstellen lassen u. wo sie immer
noch gebührend verehrt werden mögen."
Bistumsverweser Lothar von Kübel forderte am 17.10.1872 den Erzb.
Baumeister Engesser zu einer Äußerung über die Angaben des Pfarramtes
Kippenheim auf.
Engesser nahm am 7.11.1872 dazu wie folgt Stellung: „Die fraglichen
Heiligenbilder (Standbilder von Holz geschnitzt) befinden sich mit anderem
altem Gerümpel auf dem Speicherboden des Pfarrhauses in einem
jämmerlichen Zustande, wie es bei dem Aufbewahrungsort unmittelbar unter
den Dachziegeln und bei der langen Dauer, die ihr Aufenthalt dort
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