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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
85. Jahresband.2005
Seite: 354
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Peter Heßelmann

verschleckte Maul sehen muß."19 Ebenso verwahrt er sich gegen das Tanzen
, Singen, Springen und Rennen, gegen das Kegeln, Fechten und Ballspiel
sowie gegen die Einkehr in Wirtshäuser.20 In den Bädern seien auch
„Grobiani" anzutreffen, die sich nicht scheuten,

gantze durchgehente Nächte zu Zachen / zu schreyen / zu jäh-
len / zu raßlen vnd zu spielen / haben auch wol die gantze
durchgehente Nacht hiß an den hellen Hechten Morgen Spiel
Leuth bey sich / dadurch andere Badgäste / welche jhre ge-
sundheit suchen / in jhrer Nacht ruhe mercklich vnd schmertz-
lich verhindert werden.2^

Geradezu obligatorisch in den balneologischen Traktaten ist der Hinweis
auf die Vermeidung unzüchtiger Lebensweise. Dass Bäder Stätten des Sinnengenusses
und der Unzucht seien, zieht sich geradezu wie ein Topos
durch die Literatur der frühen Neuzeit. Auch für Sebizius stand ohne Zweifel
fest: „Das galanisiren / löfflen vnd buhlen taugt in den Bädern nicht."22
Offenbar gab es Badegäste, die nicht aus gesundheitlichen Erwägungen die
Bäder aufsuchten, sondern weil sie sich dort ein ausschweifendes Leben
voller Sinnenfreude erhofften. Sebizius rekapituliert deren Gründe für einen
Aufenthalt im Bad und bemerkt zum lasterhaften Verhalten:

ES finden sich Personen / so vermeinen / sie könten nicht leben
/ wann sie nicht jährlich in dem Saurbrunnen wären. Aber
es ist gewißlich mancher Person mehr umb das spatziern / gute
gesellschafft / lustiges leben / frembder tractation / faulen
Müssiggang / Pracht vnnd Hoffart in Kleydung / welchen
mann allda sehen läßt / vielleicht auch vmb das springen vnd
dantzen / oder vmb das löfflen vnd buhlen / dann vmb die
Trinck- oder Bad Cur zu thun.23.

Der 1655 im Verlag von Josias Städel in Straßburg herausgekommenen,
um einen Anhang erweiterten Ausgabe von Sebizii Schrift über die Sauerbrunnen
wurde auch ein zwölfstrophiges Gelegenheitsgedicht mit dem Titel
„Uber die Saurbronnen mißbräuch Welche der hochgelehrte und weltberühmte
Herr Melchior Sebiz / der Artznej D. und Professor / entdeket
und beschriben" von Johann Matthias Schneuber beigefügt.24 Bislang ist
man fälschlich davon ausgegangen, dass das Gedicht Schneubers zuerst
1656 im zweiten Teil der Sammelausgabe seiner Lyrik erschienen ist.

Der 1614 im badischen Mülheim geborene Schneuber immatrikulierte
sich 1634 an der Universität Straßburg für die Fächer Theologie und Philosophie
.25 Bereits als Student schrieb der 1635 zum poeta laureatus Gekrönte
zu festlichen Anlässen zahlreiche Casualcarmina für die wohlhabende


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