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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 12
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Uwe Schellinger/Gerhard Mayer

Abb.l: Josef Webers Hände, Bild
vom 20.1.1974

ten in der Umgebung. Zu den ,Geistheilungstagen' vom 2. bis 5. März in
Alsfeld werden tausende Besucher aus aller Welt erwartet.1 Etwa 6.000
Besucherinnen und Besucher kamen schließlich ins hessische Alsfeld, um
Joäo de Deus zu sehen, weitere Tausende erschienen bei einem zweiten
Besuch des Heilers im November 2005. Beide Male wurden die Auftritte
von einer ausgiebigen Presseberichterstattung flankiert.2

Nicht nur dieser aktuelle hype um den populären Heiler aus Brasilien lässt
erkennen, dass Themen wie „Geistheilung" und „Wunderheilung" heutzutage
keineswegs an Attraktivität verloren haben. Nach wie vor scheint bei vielen
Menschen der Wunsch nach Heilungsangeboten außerhalb des schulmedizinischen
Systems und die Akzeptanz von Personen mit dementsprechend
außergewöhnlichen Fähigkeiten in starkem Umfang vorhanden zu sein. Dies
schlägt sich nicht zuletzt in einer weit verbreiteten Bereitschaft innerhalb der
Bevölkerung nieder, Geistheiler oder „Wunderheiler" zu konsultieren. Beispielsweise
wurde 1986 in einer repräsentativen FORSA-Umfrage ermittelt,
dass fast 70 Prozent der Befragten es zumindest für möglich oder sogar für
sicher erachten, dass es Menschen gibt, die Krankheiten heilen können,
selbst dann, wenn die Ärzte nicht mehr weiter wissen. 1991 beteuerten in einer
weiteren Umfrage (WICKERT) 65 Prozent der Befragten, dass sie sich
bei einer als unheilbar diagnostizierten Krankheit einem medizinischen Laien
mit besonderen Heilfähigkeiten anvertrauen würden.3 Eine EMNID-Stu-
die zum Thema Medizin der Zukunft ergab im Oktober 1995, dass 89 Prozent
der Befragten alternative Heilverfahren als sinnvolle Ergänzung der
Schulmedizin betrachten und zwei Drittel die alternativen Heilverfahren oft
sogar besser finden als die herkömmlichen Methoden.4

Es lassen sich verschiedene Gründe finden, die dieses Bedürfnis und
solche Dispositionen innerhalb der Bevölkerung nähren. Teilweise hängen
diese mit der gesellschaftlichen Entwicklung der letzten Jahrzehnte zusammen
. Die Neigung, in vermeintlich hoffnungslosen Situationen auf ein
Wunder zu hoffen, mit dem das Schicksal noch gewendet werden kann,
dürfte jedoch auch zur anthropologischen Grundausstattung gehören.
Wenn die der Alltagsrationalität abgerungenen und den bekannten Natur-


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