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Gesundheitswesen in Ettenheim zur Zeit
des Kardinals Ronan12
Franz, Michael Hecht
Am 13. Juli 1790 flüchtete Kardinal Louis Rene Edouard Prince de Rohan-
Guemene, Fürstbischof von Straßburg, von der Revolution vertrieben in
sein rechtsrheinisches Territorium nach Ettenheim. Hier residierte er bis zu
seinem Tod im Jahr 1803.3
Wie er flohen viele Menschen aus allen Gesellschaftsschichten über den
Rhein. Ettenheim wurde Haupterwerbsplatz für ein geplantes Emigrantenheer
. Die rasche Ansammlung der vielen Fremden und Soldaten verursachte
große Schwierigkeiten: Ihre Unterbringung war ein nahezu unlösbares
Problem; die Neuankömmlinge wurden in Wirtshäusern einquartiert und,
da diese rasch überfüllt waren, auf die Privathäuser verteilt; teilweise
mussten die einheimischen Bürger ihre Wohnungen räumen. Provisorische
Lager, auch dürftige Zeltlager, wurden errichtet. Zusätzliche Probleme traten
durch widrige Witterungsverhältnisse auf. Durch den gewaltigen Zuzug
von Fremden und den ständigen Durchzug von Soldaten wurden unbekannte
ansteckende Krankheiten eingeschleppt. Seuchen brachen aus. Die
Medizin, das Gesundheitswesen allgemein, wurde von besonderer Bedeutung
für die Menschen vor Ort.
Konflikte zwischen Bevölkerung und Soldaten
Es kam zu heftigen Konflikten zwischen der einheimischen Bevölkerung
und den Soldaten. Aber auch unter den Soldaten kam es zu vielfältigen
Streitereien und Zwischenfällen. Bereits einige Tage vor der Flucht von
Kardinal Rohan nach Ettenheim kam es zu einem ersten Duell unter den
Soldaten. Dabei wurde der Comte de Douket de Marlat „am Kopf gefährlich
verwundet. Weilen er nun kein Vertrauen zu den Regiments-Chirurgis
hat, so hat er sich gestern ... nach Kippenheim, in das Wirthshauß zum
Rindsfuß bringen laßen, um der Hülfe des Landchirurgus Oberle näher zu
seyn. "4 In einem Schreiben bat der „ blessirte Comte de Douket, so lange
in Kippenheim verbleiben zu dürfen, bis er soweit hergestellt ist, daß er
sich wieder nach Gravenhaußen transportieren lassen kann. Er glaubt
zwar, daß dazu nur 3. oder 4. Tage erfordert werden. Allein der Land Chi-
rurgus Oberle zweifelt, ob es in 14. Tagen wird geschehen können, weilen
Kopfwunden immer gefährlich sind, und die Wunde selbst, noch nicht in
Eiterung übergegangen, mithin sich noch zur Zeit nichts gewisses bestimmen
läßt. "5
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